Manchmal hat unser Campuskind keine Lust, Entscheidungen zu treffen. Sich überraschen lassen ist ja auch hin und wieder schön. Dann kommt so eine Sneak Preview im Kino genau richtig.

Stuttgart - Manchmal, da habe ich einfach keine Lust, Entscheidungen zu treffen. Sich mal überraschen zu lassen ist ja auch ein schönes Gefühl. Es soll zwar Menschen geben, die das nicht mögen, aber ich gehöre eindeutig nicht zu dieser Sorte. Ich mag Überraschungen – auch wenn ich vorher weiß, dass ich überrascht werde. Die sind dann wiederum nicht so schön wie die richtigen Überraschungen, bei denen man wirklich komplett überrascht ist. Aber auch halbe Überraschungen sind ganz passabel.

 

So wie die Sneak-Preview. Dienstagabend, 20 Uhr und es läuft ein Film. Nur welcher, das weiß vorher niemand. Es wird gemunkelt und überlegt, welcher Film unsere Augen denn heute erwartet. Irgendwie ist es jedes Mal auch eine gewisse Spannung, die mich daran fasziniert. Nicht zu wissen, ob gleich ein urkomischer oder total trauriger Film läuft. Man kann sich also emotional nicht darauf einstellen.

Mal keine Erwartungen haben

Bevor ich mich offiziell als Freundin der Sneak-Preview geoutet habe, war ich erst ein einziges Mal in einem Film, über den ich absolut nichts wusste. Keine Ahnung von der Story, keine Ahnung von der Besetzung und schon gar keine Erwartungen. Vielleicht ist es genau das, was die Sneak Preview so besonders macht. Dass man vorher keine Ahnung hat und deswegen eben auch keine Erwartungen. Man kann nicht bestätigt und nicht enttäuscht werden, man bekommt erst durch das Anschauen den Eindruck vom Film.

Kein „Meine Mutter sagt, der Film ist super“-„Ach wirklich? Also meine beste Freundin fand ihn total langweilig“-Gerede, denn das will doch eh niemand hören. Ich sitze also in meinem rosa (ja, er war wirklich rosa) Kinosessel und bin total entspannt und freudig auf das, was mich gleich erwartet. Die Beleuchtung war schon beim Betreten des Kinosaals seltsam düster, als wäre das Kino plötzlich auf alternative Beleuchtung umgestiegen. Wie die erste Phase einer Energiesparlampe. Wenn man sie nach langer Zeit anschaltet und dann nochmal kontrollieren muss, ob sie auch wirklich an ist, weil es absolut nicht heller geworden ist. So in etwa war das Licht.

Das Ding mit der Beleuchtung

Die Möglichkeiten, zu Beginn des Films symbolisch die Beleuchtung noch etwas zu runterzudimmen, waren folglich eher begrenzt. Aber dank der eingeschobenen Snack-Pause, die der Bedienstete gekonnt verpasste, war der Beginn des Films allen klar. Vorher blickten wir etwa fünf Minuten auf leckeres Eis auf dem riesigen Monitor und warteten schon gespannt auf den Eismann, der seine Ware unter die Leute bringen will. Ganz nach dem guten alten Marktschreier-Prinzip. Doch das blieb aus. Er kam zu spät. Denn als er da war, wurde es dunkler (sofern das eben noch ging) und der Film startete.

Meine Erwartungen wurden weder erfüllt, noch übertroffen, noch enttäuscht – denn ich hatte keine. Ich ging mit einem Lächeln hinaus, freute mich über einen schönen Film, den ich vielleicht sonst niemals gesehen hätte und nahm sofort am Gewinnspiel teil. Freikarten kann man gewinnen, klar, wieso nicht. So einen überraschenden Dienstagabend kann ich gar nicht oft genug haben. Ist ja immer anders.