An der Villa Reitzenstein und mit einem Demozug in die Innenstadt wurde am Donnerstag für die „Entkriminalisierung“ von Haschisch demonstriert. Und auch der Ministerpräsident erhielt Post.
Stuttgart - Zum zweiten Mal hatte der Cannabis Social Club Stuttgart e.V. am Tag der deutschen Einheit zum „Tag der deutschen Breitheit“ samt Demonstrationszug aufgerufen, wobei der Versammlungsleiter Christian Brugger-Burg gleich eingangs den „ironischen Kick“ in der Namensgebung unterstrich: „Wir wollen keine Mauern, wir wollen die Einheit! Was den Volksfest-Besuchern das Bier ist, das ist uns der Joint.“ Wobei die Forderung mit der Villa Reitzenstein als Startpunkt präzise adressiert war: Am Regierungssitz wurden in den Briefkasten von Ministerpräsident Winfried Kretschmann päckchenweise Postkarten mit dem Appell eingeworfen: „Weg von drei Konsumeinheiten, hin zu drei Cannabispflanzen!“
Im Zug war jeder Zug verboten
Die Stoßrichtung war klar: „Entkriminalisierung von Haschisch und Normalität im medizinischen Einsatz von Cannabis“, wie Rico und Benjamin, zwei Stuttgarter Studenten, unisono erklärten. Wie schwierig es sei, als Cannabis-Patient anerkannt zu werden, unterstrich ein 52-jähriger Schmerz-Patient nach „einer höllischen Tretmühle“: „Statt fünf Tabletten am Tag habe ich jetzt alle zwei Tage einen Joint, und mir geht es viel besser.“ In dem Zug der gut hundert Demonstranten plädierten die meisten für „das Recht auf harmlose Entspannung, denn wir tun niemanden weh“, sagte ein Daimler-Ingenieur, 32, der „raus aus der Illegalität“will.
Auf dem Zug selbst war jeglicher Konsum verboten. Richtig breit wurde es nur, als die Demonstranten die Gerokstraße abwärts einnahmen. Eine bunte Truppe vorwiegend jüngere Leute, unter denen sich auch eine 54-Jährige wohl fühlte: „Total nette Leute, und niemand ist aggressiv.“