Das Schönste an den Elektrosmarts von Car2go sind die verblüfften Porschefahrer an der Ampel, die man stehen lässt. Ein Selbstversuch im Elektro-Smart, der aber auch einige Mängel im Konzept offenbart.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Das Schönste an den Elektrosmarts von Car2go sind die verblüfften Porsche-Fahrer an der Ampel: Da ein Elektromotor blitzschnell volle Leistung bringt, hüpft das Auto bei Grün auf den ersten Metern fast jedem Sportwagen davon. Der Anzug ist wirklich enorm, zumindest bei Autos mit neuen Batterien.

 

Seit mehr als einem Jahr nutzt der Autor Car2go häufig für Fahrten im Stuttgarter Stadtgebiet, und die großen Vorteile liegen auf der Hand. Man ist ebenso flexibel wie mit dem eigenen Auto und darf dennoch ein gutes Gewissen haben, weil die Fahrzeuge keine Abgase in die ohnehin stark belastete Stuttgarter Luft blasen. Auch die Anmietung ist völlig unkompliziert: Man sucht sich ein Auto über eine App auf dem Smartphone und öffnet das Auto dann mit Hilfe einer Plastikkarte oder ganz neu ebenfalls über die App. Und es entfällt auch die lästige Parkplatzsuche in Stuttgart, da man die Autos auf jedem offiziellen Parkplatz kostenlos abstellen darf – freie Kurzzeitparkplätze findet man in Stuttgart fast überall, weil sie teuer sind. Daneben dürfen die Fahrzeuge auch in fünf Parkhäusern in der City zurückgelassen werden; in den Autos befindet sich eine Parkkarte, mit der sich die Schranke umsonst öffnet.

Großeinkauf ist wegen winzigen Kofferraums schwierig

Der Preis für Car2go liegt bei 29 Cent pro Minute – somit kostet eine halbstündige Fahrt 8,70 Euro. Das bedeutet, dass die Fahrt im Verhältnis zur Stadt- oder S-Bahn und auch im Vergleich mit anderen Carsharing-Anbietern teurer ist. Bei Stadtmobil würde dieselbe Fahrt, je nach gefahrenen Kilometern in der halben Stunde, etwa fünf bis sieben Euro kosten. Auch ein Großeinkauf ist mit dem Smart wegen des winzigen Kofferraums schwierig.

Daneben gibt es durchaus noch einige Kinderkrankheiten und auch einige systemimmanente Probleme. Sehr nervig ist das Suchen eines Car2go im Parkhaus, da die App nicht anzeigt, auf welchem Stellplatz oder auch nur auf welcher Etage das Auto abgestellt ist – wenn’s dumm läuft, irrt man eine halbe Stunde umher, da sich nicht alle Nutzer daran halten, das Fahrzeug auf den gekennzeichneten Flächen abzustellen. Viele Car2go-Kunden meiden deshalb Parkhäuser mittlerweile.

In der City schauen Kunden oft vergebens in die App

Außerdem muss man als Nutzer Spaß daran haben, längere Strecken zu Fuß zu gehen – nicht, weil die Autos schlappmachen, sondern weil gar nicht so selten erst in größerer Entfernung ein Smart zur Verfügung steht. Vor allem in der Innenstadt, aber auch am Flughafen scheinen die Autos vor allem abends wie von Geisterhand zu verschwinden. Dort ist die Nachfrage besonders groß, jedes frei werdende Fahrzeug wird sehr schnell wieder angemietet. So kommt es, dass viele Kunden die steilen Fußwege vom Schlossplatz zum Bopser oder zum Bubenbad hinauf ziemlich gut kennengelernt haben.

Auch technische Probleme tauchen auf. So ist es mehrmals passiert, dass die Miete nicht beendet werden konnte, weil das Fahrzeug keinen Kontakt zum System herstellte; dann wird per Display darum gebeten, umzuparken, was aber oft auch keine Abhilfe schafft. Einmal ist das System weltweit ausgefallen; nicht einmal mehr die Hotline war erreichbar. Man musste das Auto offen zurücklassen, während die Mietzeit weiterlief. Meistens funktioniert aber die Hotline in Berlin, wo man auf sehr hilfsbereite Mitarbeiter trifft.

Altersschwache Batterien bieten ungewollten Nervenkitzel

Bei älteren Batterien sinkt die Anzeige für die verbleibenden Kilometer überproportional. Bis zum Ziel wird es dann knapp; eine Ladestation ist aber immer in der Nähe. Die falsche Anzeige beruht vermutlich auf der Schwäche älterer Batterien. Und bei Autos mit nachlassender Leistung sinkt auch der Fahrspaß. Dies spürt man wieder an Ampeln: In einem Smart mit alter Batterie kommt man einer Ente kaum hinterher.