Die Familie Kanbur stößt mit Cem Özdemir auf die Wiedereröffnung ihres Obst- und Gemüseladens an. Der Kontakt entstand durch den gemeinsamen Freund und früheren Grünen-Bundespolitiker Rezzo Schlauch.

Vaihingen - Hände schütteln und lächeln ist er gewohnt, gerne auch zwischen Regalen voller Trauben, Feigen und Tomaten. Mehr noch, er ist ein Meister darin, schließlich ist Cem Özdemir Politprofi. Aber warum er am vergangenen Donnerstag überhaupt über den Vaihinger Markt schlendert, weiß er nicht so recht. „So, was ist jetzt das weitere Programm?“, fragt er seine Helferin. Ihre Antwort: „Wir feiern hier die Wiedereröffnung des Ladens.“

 

„Mit der Bundestagswahl hat das gar nichts zu tun.“

Es geht um den Obst- und Gemüseladen der Kanburs. Und die Familie, selbst türkischstämmig, hat den Türken aus Bad Urach, der in Stuttgart sein Ticket nach Berlin lösen will, eingeladen. Um ihm zu zeigen, dass es ihren Markt seit Juni wieder gibt. „Zu unserem Freundeskreis gehört Rezzo Schlauch, und dadurch haben wir Cem Özdemir kennengelernt“, sagt Erdogan Kanbur. Die Fete mit dem Bundesvorsitzenden der Grünen hätte eigentlich schon vor drei Monaten steigen sollen. Doch habe sich damals kein passender Termin gefunden. „Da haben wir es auf heute verschoben“, sagt Kanbur, und dafür auch gleich einen leer stehenden Laden gegenüber gemietet, fürs Catering.

„Mit der Bundestagswahl“, sagt Kanbur, „hat das gar nichts zu tun. Das ist mehr so ein privater Termin.“ Andere sehen das anders. Der Kollege einer türkischen Zeitung plaudert ein wenig mit dem Politiker, eine Radioreporterin drückt ihr Mikrofon dazwischen.

Kanburs und ihr alter Vermieter vor Gericht

Und überhaupt Rezzo Schlauch. Der gemeinsame Freund und frühere Grünen-Bundespolitiker vertritt die Kanburs vor Gericht. Die Umstände, unter denen die Familie Anfang des Jahres aus einem Laden auf der anderen Seite des Vaihinger Markts auszog, beschäftigt inzwischen Anwälte. Der Vermieter meint, die Obst- und Gemüsehändler würden ihm einen fünfstelligen Betrag schulden. Die Kanburs sehen sich zu Unrecht beschuldigt.

Doch das spielt gestern keine Rolle. Stattdessen geht es um die Energiewende, um Turgut Altug, einen weiteren türkischen Grünen-Politiker, der im Berliner Abgeordnetenhaus sitzt, und um die Partei BIG, die um die Stimmen eingebürgerter Türken buhlt und die Fünf-Prozent-Hürde nehmen will.