Obwohl das Porträt von Che Guevara millionenfach reproduziert wurde, hat der Fotograf damit nicht das große Geld gemacht.

Stuttgart - Das wohl am meisten reproduzierte Porträt der Welt wird 50 Jahre alt: das des kubanischen Revolutionärs Che Guevara. Ein trauriger Blick in die Ferne, wehendes Haar und ein dunkler Bart, die schwarze Baskenmütze mit dem rotem Stern - jeder kennt das Foto. Es zeigt Ernesto Che Guevara bei der Trauerfeier für ein Frachterunglück in Havanna am 5. März 1960. Für den Fotografen Alberto Korda der Schnappschuss seines Lebens. Die 68er-Generation machte den Guerillero zum Popidol: auf Postern, T-Shirts und Fahnen findet sich weltweit sein Konterfei wieder. Che Guevara avancierte so zur globalen Ikone - mit Kultstatus bis heute.

Rückblende: Kubas Regierungschef Fidel Castro hält seine Rede, als der Fotograf Korda unterhalb der Tribüne steht. Plötzlich taucht für einen kurzen Moment Che Guevara auf. Der Fotograf kann mit seiner Leica nur zwei Aufnahmen machen, dann ist Che schon wieder verschwunden. "Es war purer Zufall", sagt Alberto Korda Jahre später über die Entstehung des Bildes "Guerrillero heroico" - der heroische Krieger. Doch obwohl das Porträt zig Millionen Mal verkauft wurde, ist Korda damit nicht reich geworden.

Fotograf hat nie Honorare gesehen


Zunächst erschien es nur im hinteren Teil der Zeitung "Revolución", vorne war Fidel Castro zu sehen. Erst sieben Jahre später schenkte Korda die Fotografie dem italienischen Verleger Giangiacomo Feltrinelli. Dieser hatte bedeutende Werke der Weltliteratur wie Doktor Schiwago von Boris Pasternak herausgegeben, verlegte aber vor allem Bücher der politischen Linken. Guevaras Porträt vermarktete er zuerst als Titel auf Tagebüchern des Rebellen.

Lange Zeit wusste kaum jemand, wer das berühmte Foto überhaupt gemacht hatte. Alberto Kordas Karriere als Werbe- und Modefotograf in Havanna hatte schon unter Präsident Fulgencio Batista begonnen. Von 1959 bis 1968 war er der Fotograf der kubanischen Revolutionselite, begleitete sie zu Auslandsreisen. Der "Máximo líder" Fidel Castro zählte zu seinen Freunden. Für sein weltbekanntes Werk hat Korda übrigens nie Honorare gesehen. Erst als im Jahr 2000 ein Wodkahersteller das Konterfei für seine Werbung nutzte, sprach ihm ein Londoner Gericht 50.000 Dollar zu. Korda spendete sie für kubanische Kinder. Das Foto begleitete ihn dennoch für den Rest seines Lebens, bis zu seinem Tod 2001 trug er es in einem Medaillon um den Hals.

Che-Foto wurde ähnlich oft reproduziert wie die Mona Lisa


Andere wiederum verdienten an dem Bildnis mit dem entrückten Blick nicht schlecht. Zum Beispiel der Künstler Andy Warhol: sein Mitarbeiter Gerard Malanga verkaufte ein im Pop-Art-Stil geschaffenes Bild als Original-Warhol. Der Künstler erkannte es hinterher als seines an und kassierte die Einnahmen aus der weiteren Vermarktung. Ende der 60er Jahre hingen die Poster in sämtlichen Wohngemeinschaften dieser Welt, gleich neben Jimi Hendrix und Ho Chi Minh.

Die ikonenhafte Darstellung Guevaras ist zugleich nah und fern - ähnlich wie beim Bild der Mona Lisa, die ähnlich oft reproduziert wurde. Auf dem Originalfoto befand sich rechts am Rand noch eine Palme, links ein halb abgeschnittenes Gesicht im Profil. Beides wurde wegretuschiert. Es blieb der pure Che.