China entlässt Liu Xia in die Freiheit. Das ist mit ein Verdienst von Angela Merkel und einem unaufgeregten Verhandlungsgeschick im Hintergrund. Das ist der richtige Weg, kommentiert Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Es ist eine der Standardfragen, wenn Angela Merkel mit Vertretern undemokratischer Regierungen wie der aus Peking zusammentrifft. Ob denn auch über Menschenrechte und das Schicksal politischer Gefangener gesprochen wurde, heißt es dann. Die Antwort besteht meist aus einem knappen Ja, Details bleiben vage. Wenn China nun die Witwe des vor ziemlich genau einem Jahr in Haft gestorbenen Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo gehen lässt, so ist das vermutlich auch ein Erfolg der stillen Diplomatie, die Angela Merkel betrieben hat. Für die im Hausarrest ebenfalls erkrankte Liu Xia hatte sich Merkel immer wieder eingesetzt. Dass Liu Xia ausgerechnet in dem Moment das Flugzeug in Richtung Freiheit besteigen durfte, als Chinas Premier Li Keqiang in Deutschland weilte ist kein Zufall sondern ein bewusst gesetztes Zeichen.

 

Es wird noch viele ähnliche Aktionen geben

Anders als der stets großspurig auftretende US-Präsident Donald Trump genießt die deutsche Diplomatie diesen Erfolg in aller Stille. Beim gemeinsamen Auftritt mit dem chinesischen Regierungschef war das kein Thema. Das ist richtig, alles andere würde künftige Aktionen ähnlicher Art nur massiv erschweren. Denn von der Wunschsituation, dass es diplomatisches Ringen um die Freilassung politischer Gefangener gar nicht mehr bedarf, ist man noch sehr weit entfernt. Leider.