Inzwischen hat sich das Café gefüllt, von den Nebentischen schwirren Satzfetzen herüber. Prayon konzentriert sich weiter auf dieses Gespräch, in dem sie nun auf ihren Kollegen Dieter Nuhr angesprochen wird, der bei seinem Gastgeberdebüt im „Satire-Gipfel“ das deutsche „Kunstjammern“ verhöhnt hat. „Was der macht, ist für mich ein rotes beziehungsweise ein schwarzes Tuch!“, flammt es zornig aus ihr heraus. Kabarett müsse gegen die Herrschenden gemacht werden, Nuhr aber sei „eine Systemstütze“, nie werde sie deshalb in seiner Sendung auftreten. Für die „Heute-Show“ dagegen müsse sie sich nicht schämen, und von der Zusammenarbeit mit Oliver Welke schwärmt sie geradezu.

 

Aber gleich darauf konstatiert Prayon wieder nüchtern, dass die Fernseharbeit „eine schöne Nebensache“ sei und dass es damit jederzeit vorbei sein könne. Als ihre Basis versteht die ausgebildete Schauspielerin nach wie vor die Bühne und die selber entworfenen Figuren, zu denen sie eine Restdistanz hält: „Ich lasse mich von ihnen nicht beherrschen, ich führe sie ganz bewusst.“ Als Vorbilder nennt sie Georg Schramm oder Gerhard Polt, aber auch den selbstzerstörerischen (und früh gestorbenen) Amerikaner Andy Kaufman. Wie weit würde sie selber gehen? Prayon zieht eine Grenze zwischen Privatperson und Bühnenfigur und will auch nicht schocken: „Verstören ja, das ist was anderes!“ Wenn es die zu erzählende Geschichte aber verlange, sei sie radikal.

Jetzt kommt erstmal das Baby

Die kommenden Monate wird es keine öffentlichen Auftritte geben. Prayon ist schwanger, im Oktober bekommt sie ihr erstes Kind, auf das sie sich sehr freut, auch wenn sie weiß, dass es ihr Leben umkrempeln wird. Ein „Muttertier“ allerdings will sie nicht werden, wobei die Frage sei, wie viel Kraft und Energie ihr noch übrig bleibe. Weitere Fragen nach ihrem Privatleben weist sie zwar nicht schroff zurück, geht aber freundlich auf Distanz, sagt nur, dass sie ihr Kind nicht allein erziehen werde. Sie wird wohl in Stuttgart bleiben, auch wenn mit dem Fällen der Bäume im Schlossgarten „das Herz der Stadt“ herausgerissen wurde. Früher sei sie täglich in den Park gegangen, jetzt sehe der aus wie eine Mondlandschaft. „Das nehme ich dem Kretschmann persönlich übel!“ Der hat vor dieser angriffslustigen Kabarettistin jetzt eine Zeit lang Ruhe. Doch Vorsicht: „Acht Wochen nach der Geburt darf ich wieder – und werd‘ ich wieder!“