Vorstandsvorsitzende Christoph Franz wechselt im Frühjahr an die Spitze des Schweizer Pharmakonzerns Roche. Nachfolger könnte der für das Passagiergeschäft zuständige Carsten Spohr werden. Aber auch andere Manager stehen offenbar zur Debatte.

Frankfurt – Die Lufthansa muss sich mitten im Konzernumbau überraschend einen neuen Chef suchen. Der 2011 eingesetzte Vorstandschef Christoph Franz will seinen bis Ende Mai 2014 laufenden Vertrag nicht verlängern und stattdessen in die Schweiz zum Pharmariesen Roche wechseln, wie die Unternehmen bestätigten. Dabei dränge die Zeit nicht. „Ich habe vor, meinen Vertrag bei der Lufthansa komplett zu erfüllen“, sagte der 53 Jahre alte Franz bei einer Telefonkonferenz. Der Aufsichtsrat werde seinen Nachfolger in einem professionellen Prozess aus internen und externen Bewerbern auswählen.

 

Bei Roche ist Franz einziger Kandidat für den Posten des Verwaltungsratspräsidenten, der in der Schweiz enger ins operative Geschäft eingebunden ist als deutsche Aufsichtsratsvorsitzende. Franz soll auf der kommenden Generalversammlung am 4. März gewählt werden, wie das Unternehmen bekanntgab. Zuvor sollen Nestlé-Konzernchef Paul Bulcke und Shell-Chef Peter Voser auf den Posten an der Roche-Spitze verzichtet haben. Franz soll den bisherigen Verwaltungsratspräsidenten Franz Humer ablösen, der im Frühjahr in Pension gehen will. Mit der Muttersprache Deutsch erfüllt Franz eine wesentliche Anforderung der Roche-Gründerfamilie Hoffmann-Oeri, die 50,01Prozent der Stimmrechte bei dem Pharmakonzern kontrollieren.

Besonnene und geordnete Personalauswahl

Als möglicher Nachfolger an der Lufthansa-Spitze gilt der bisherige Passage-Chef Carsten Spohr. Aber auch der Cargo-Vorstandsvorsitzende Karl Ulrich Garnadt und der Chef der Schweizer Konzerntochter Swiss, Harry Hohmeister, wurden bereits genannt. Die Verdi-Gewerkschafterin und Lufthansa-Aufsichtsratsvize Christine Behle riet zu einer besonnenen und geordneten Personalauswahl.

Der Wechsel trifft Lufthansa mitten in der Sanierung. Der Konzern hatte unter Franzens Leitung im vergangenen Jahr das Sparprogramm „Score“ gestartet, mit dem das Unternehmen sein Ergebnis bis 2015 um 1,5 Milliarden Euro im Jahr steigern will. Das entspräche einem operativen Gewinn von 2,3 Milliarden Euro. Die Verlagerung der dezentralen Europaverbindungen von Lufthansa auf die Billigtochter Germanwings ist dabei das Kernstück.

Franz sprach trotz des laufenden Konzernumbaus von einem passenden Zeitpunkt für seinen Abschied. „Das Zukunftsprogramm Score und wichtige Investitionsentscheidungen haben bis dahin die Grundlagen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung der Lufthansa Group gelegt“, erklärte er. Auch unter einer neuen Führung sei kein grundlegender Strategiewechsel zu erwarten. Sein Vorgänger und heutiger Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber dankte Franz: „Seine zukunftsweisenden Weichenstellungen bilden die Grundlage für die erfolgreiche Weiterentwicklung des Unternehmens.“

Franz wechselt auch wegen seiner Familie

Als wichtigen Grund für den Wechsel zu einem branchenfremden Unternehmen nannte Franz neben der neuen beruflichen Herausforderung auch seine Familie. Frau und Kinder des Managers leben in der Schweiz, wo Franz vor seinem Wechsel an die Lufthansa-Spitze die dortige Konzerntochter Swiss geleitet und saniert hat.

Der neue Posten dürfte für Franz deutlich lukrativer ausfallen. Zu den in Aussicht gestellten Bezügen machte Roche zwar keine Angaben. Sie dürften aber nach Einschätzung von Branchenkennern kaum geringer ausfallen als die seines Vorgängers im Präsidentenamt des Roche-Verwaltungsrates. Mit rund sieben Millionen Euro verdiente Franz Humer ein Mehrfaches von Franzens Lufthansa-Gehalt, das bei 2,6 Millionen Euro liegt.