Bad Cannstatt hat einen virtuellen City-Guide: Einzelhändler, Gastronomen, Firmen, Sehenswürdigkeiten oder auch Vereine können sich dem Nutzer in 360-Grad-Aufnahmen mit spielerischen Elementen präsentieren, um ihn auch real in den Bezirk zu locken.

Bad Cannstatt - Auf dem Bildschirm ist das Alte Rathaus in Bad Cannstatt zu sehen. Vor dem Eingang des Gebäudes blinkt ein Play-Knopf. Wenn man draufklickt, erscheint wie von Geisterhand der Bezirksvorsteher Bernd-Marcel Löffler vor seinem Amtssitz und begrüßt den Menschen, der vor dem Computer oder Tablet-PC sitzt, im Stadtbezirk. Das Video vom Marktplatz ist der Startpunkt des neuen virtuellen City-Guides von Bad Cannstatt.

 

Mallorca, Ljubljana, Augsburg oder auch Linz sind schon dabei. Aber auch andere Stuttgarter Bezirke und Stadtteile wie Vaihingen, Weilimdorf und das Bohnenviertel. Seit einigen Wochen kümmern sich die Macher der Augsburger Firma Vipano (steht für: Virtuelles 360° Panorama) um Stuttgarts größten Stadtbezirk. Bezirkschef Löffler hofft, dass er mit seinem virtuellen Willkommensgruß die Besucher im Internet irgendwann auch real in Bad Cannstatt begrüßen kann. „So viele Menschen sind in der Wilhelma, dem Daimler-Museum oder auf dem Wasen, aber kaum einer kommt nach Bad Cannstatt rein“, klagt Löffler.

360-Grad-Aufnahmen aus elf Einzelfotos

Die Besucher könnten mit dem City-Guide zum Beispiel feststellen, dass sie in der Cannstatter Altstadt ihre Einkäufe erledigen könnten. Denn mit dabei sind einige Einzelhändler. Aber auch Gastronomen, Ärzte, Firmen, Hotels, Vereine oder touristische Ausflugsziele sowie wichtige Gebäude oder Plätze in einer Stadt können im Guide auftauchen. „Es kann jeder mitmachen, der Publikum anlocken möchte“, erklärt Reiner Röschl, Markenbotschafter von Vipano. Und der sich die Werbung leisten kann und will: Die Aufnahme vom Marktplatz hat die Stadt etwa inklusive Filmeinspieler 600 Euro gekostet.

Der City-Guide funktioniert dann folgendermaßen: Jedes Geschäft, jede Praxis oder Sehenswürdigkeit, die mitmacht, lässt eine 360-Grad-Aufnahme vor dem Eingang und mindestens eine oder beliebig viele Aufnahmen im Inneren machen. „Diese wird aus mindestens elf Einzelfotos zusammengesetzt“, erklärt Daniel Döbler den Vorgang. Der Ludwigsburger Fotograf ist derzeit in Bad Cannstatt unterwegs und schießt die Bilder für den virtuellen Stadtführer. Der Besucher kann sich dann mit der Maus am Computer oder den Fingern auf Tablet-PC oder Smartphone in den Räumen umsehen. Der Nutzer am digitalen Endgerät wird bei seinem Spieltrieb gepackt. Intuitiv klickt er sich durch den Raum, erklärt Reiner Röschl das Prinzip. Doch mit einer Drehung im Raum ist es nicht immer getan. Es können auch sogenannte Hotspots eingerichtet werden. Auf diesen kann dann zum Beispiel auf einen weiteren Raum, eine Facebook-Seite oder eine andere Institution verlinkt werden. Die Punkte pulsieren, so wird der Nutzer animiert draufzuklicken.

Digitale Mund-zu-Mund-Werbung

„Wenn in der Marktstraße an einem Haus würde etwas pulsieren, würden wir es uns auch anschauen“, sagt Marina Frickel und lacht. Die Eigentümerin einer Boutique an der Brunnenstraße macht beim City-Guide mit. Sie findet die neue Art der Werbung spannend. „Der Einzelhandel muss gucken, wo er bleibt“, sagt sie. In ihrem Rundum-Bild der Boutique soll es mehrere Hotspots geben. Dafür hat sie sich zum Shooting extra eine Kette vom Schmuckhändler nebenan, ein Törtchen vom Restaurant um die Ecke und eine Kunstfigur einer Galerie in der Nachbarschaft geben lassen und im Geschäft drapiert. Klickt der Nutzer im Panorama-Bild auf die Gegenstände, landet er direkt bei den Kollegen. „Das ist das, was wir mündlich längst machen“, sagt Frickel. Sie hofft, dass möglichst viele Cannstatter mitmachen, damit ein richtiger Rundgang entsteht. Das würde dem Bezirk gut tun, denn viele wüssten gar nicht, „was die Altstadt alles zu bieten hat“.

Bislang beginnt der Rundgang am Alten Rathaus, das Bezirksamt möchte demnächst aber auch mit dem Kursaal mitmachen, erzählt der Bezirksvorsteher Löffler. Von dort könnte es dann zum Beispiel direkt in die Gastronomie vom Kursaal gehen, erklärt Vipano-Mann Röschl die Möglichkeiten. Bislang ist das Team nur in der Bad Cannstatter Altstadt unterwegs. Wenn es Interessierte gibt, wird das Gebiet aber auch ausgeweitet.