Braucht Stuttgart einen Club für Glanz und Glamour? Wer die strahlenden Gesichter im neuen Kiki sieht, die Freude über Leuchtfackeln, die zum Champagner kommen, antwortet mit einem Ja. Bei der Eröffnung ist der Neuzugang der Nacht zum Überlaufen voll.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Der Eingang an der Marienstraße ist klein und eng – sehr exklusiv wirkt dies trotz des roten Teppichs und der Kordeln nicht gerade. Wer die schmalen Leuchttreppen herunter schreitet, stößt erst mal auf eine Frage, die einen anstrahlt von der frisch gestrichenen Wand: „Do you love me?“

 

Für nicht wenige Gäste, die in der Nacht zum Samstag die Eröffnung des Clubs Kiki in den radikal umgebauten Räumen der früheren Dixieland Hall feiern, dürfte es Liebe auf den ersten Blick sein. Man hört viel Lob über das edle Hochglanz-Ambiente im Stuttgarter Untergrund, über den Mut der vier Betreiber um Malo-Wirt Lorenz Grohe, in der auswärts für ihr Nachtleben eher belächelten Stadt mit der Noblesse eines Ibiza-Clubs punkten zu wollen.

Alles so schick hier!

Die Barmänner tragen weiße Hemden, Fliegen und Hosenträger. Alles so schick hier! Ein Nobelclub ist vor allem dann gut, wenn er den Gästen das Gefühl gibt, besser zu sein als sie sind. „Kiki klingt geheimnisvoll und macht neugierig“, findet der Food-Blogger und Kiwanis-Präsident Zoltán Bagaméry. „Großen Respekt“ hat Simon Glocker, der preisgekrönte Bäcker von der Schwäbischen Alb, der zu den „Food Rebellen“ gehört und auch schon Model war, „wenn man den harten Zeiten ein Zeichen der Zuversicht entgegensetzt.“ Der neue Club sei eine „Bereicherung für Stuttgart“, findet Kunsthändler Frank Zimmermann, in dieser „kompakten Klasse“, also in einer überschaubaren Größe, sei Kiki einzigartig. Winzer Thomas Diehl lobt: „Im Kiki kann man eine gute Zeit mit Freunden haben. Hoffentlich bleibt das so. Denn wir leben in einer Zeit der maximalen Unplanbarkeit.“

Kurz nach Öffnung der Tür ist OB Frank Nopper da

Passiert nicht jedem neuen Club, dass der Oberbürgermeister der Stadt mit der gesamten Familie zur Eröffnung vorbeischaut. Frank Nopper, kurz nach Öffnung der Tür gegen 23 Uhr da, freut sich, dass hinter der Theke die Ziffern „O711“ leuchten und damit klar wird, wo sich die Betreiber zuhause fühlen. „Zu einer pulsierenden Großstadt gehört auch ein pulsierendes Nachtleben mit Lokalitäten der unterschiedlichen Stilrichtungen“, sagt der OB, was nach einem Plädoyer für die Vielfalt klingt.

Frank und Gudrun Nopper zählen nicht nur zu den Ersten, die kommen, sondern auch zu den Ersten, die gehen. Gegen Mitternacht, da das Kiki immer voller wird, die Party mit Live-Gesang und einem Stelzentänzer im Roboter-Outfit immer heißer aufdreht, immer mehr Champagner-Fackeln gezündet werden, tritt das Paar den Heimweg an. Die Noppers lassen ihre beiden Söhne zurück, die ihnen anderntags berichten sollen, was noch los war.

Cavos-Wirt Hiki Ohlenmacher beschließt, von den Drei-Liter-Flaschen Moët & Chandon gleich zehn Exemplare mit nach Hause zu nehmen, denn auf der Getränkekarte werden die für 95 Euro angeboten. Zu einer Eröffnung gehören Fehler: Eine Null am Ende ging verloren. Eigentlich kosten die drei Liter nämlich 950 Euro. Die Jungs an der Theke haben es gerade noch rechtzeitig gemerkt.

Vorerst ist der Club nur freitags und samstags geöffnet

Das Publikum verjüngt sich, je später die Nacht wird. Viele kennen sich aus dem Amici, Waranga oder Malo. Etliche Gastronomen der Stadt schauen vorbei. Die Stimmung ist bestens. Lorenz Grohe strahlt. Vorerst ist der Club Kiki nur freitags und samstags geöffnet. Doch auch unter der Woche seien die Räume mehrfach für Firmenevents oder private Feiern gebucht. Der neue Treff solle dazu beitragen, dass man Feiern wieder mehr wertschätzt. Alles sei „viel zu selbstverständlich“ geworden.

Lorenz Grohe durchlebt eine schwere Zeit – und will doch die „Herausforderung“, von der er spricht, annehmen. Sein Vater Matthias Grohe, mit dem er das Dschungelrestaurant Malo beim Rathaus gegründet und geführt hat, ist vor fünf Wochen überraschend im Alter von 60 Jahren gestorben. Allein schon für ihn will der Sohn alles geben für einen weiteren Erfolg. „Wenn der Club Kiki gut wird, wäre mein Vater umso stolzer“, sagt der 24-Jährige. In dieser Nacht wäre der Vater sehr stolz.