Clueso und Band und eine laue Sommernacht: Im Ludwigsburger Schlosshof spielte der Erfurter Tausendsassa mit seinem Jungen-Charme und guter Musik – doch nicht alle im Publikum waren immer so sehr dabei.  

Ludwigsburg - Falls Sie in letzter Zeit durcheinandergekommen sein sollten: Tim Bendzko wollte nur noch kurz die Welt retten. Bei Andreas Bourani war alles nur in seinem Kopf. Und Philipp Poisel, übrigens gebürtiger Ludwigsburger, hat sich gefragt, wie ein Mensch das ertragen soll. Ja, bei der nicht mehr ganz so neuen deutschen Singer-Songwriter-Welle kann man schon mal den Überblick verlieren. Gut möglich also, dass Clueso für einige auch nur der Typ mit „Chicago“ ist. Wäre nicht weiter schlimm. Allerdings ist der Erfurter viel mehr als dieser eine Song, der ihn auch bei SWR-3-Hörern bekannt gemacht hat. Welche musikalische Biografie hinter Clueso steckt, konnte man ganz gut am Mittwochabend im Hof des Ludwigsburger Residenzschlosses nachvollziehen. Nur stellte dieser Umstand das Publikum auch vor ungeahnte Herausforderungen.

 

Clueso und seine exzellente Band starten mit ein paar Up-Tempo-Nummern. Das allein unterscheidet ihn schon von Max Prosa, der das Vorprogramm bestritt und viel besser in die Reihe der nachdenklichen wie sensiblen Singer-Songwriter-Jungs passt als der Hauptakteur. „Sehr geile Location“, sagt Clueso (vollkommen zurecht) und „alles cool, alles geil“ (nicht sofort nachvollziehbar). Schnell ist aber klar, dass da ein extrem lässiger Typ mit Jungs-Charme steht, der mindestens genau so viel Lust auf einen unterhaltsamen Konzertabend hat wie die 6000 Besucher vor der Bühne.

Kein Song wie auf den Alben

Fast kein Song in den 130 Konzertminuten klingt so wie auf den Alben. Clueso ist sein eigener Remixer, dehnt manchen Beat fast in Richtung House, seine sechsköpfige Band zaubert dann aus Schlagzeug, Gitarre, Bass und Keyboard einen Sound herbei, der für ein Open-Air-Konzert sehr ordentlich ist. „Mitnehm’“ wird in der Live-Version zur mitreißenden Dancehall-Reggae-Nummer. Nur reist das Publikum nicht immer sofort mit. Oft sind die Wechsel zwischen den Genres einfach ein bisschen zu plötzlich. Und mancher vermisst dann vielleicht doch das Bekannte aus dem Radio.

Dass sie auf der Bühne experimentieren spricht also bisweilen gegen ausgefeilte Dramaturgie, aber für eine Menge Spielfreude. „Alles cool, alles geil“ eben. „Cello“ wird hier von einer Posaune begleitet, macht aber nichts, denn Meister Udo Lindenberg, dessen Song Clueso covert, musste im März in der Schleyerhalle seine erfolgreichste Single seit Jahren ja auch ohne Clueso singen. Rap, Rock, Pop, Singer-Songwriter. Clueso kann das alles und will auch alles zeigen. Und so kommen seine Freestyles am Ende genau so gut an wie „Auf Kredit“, nur begleitet von zwei akustischen Gitarren. Schöner Abend mit dem Tausendsassa. Man könnte auch sagen: Alles cool, alles geil.