Der Vorstand der Commerzbank macht die Auszahlung der ersten Dividende nach sechs mageren Jahren vom Ergebnis des Bankenstresstests im Herbst abhängig. Das schmeckt den Aktionären genauso wenig, wie der zum Mittagessen servierte Gemüseeintopf.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Trotz der Rückkehr in die Gewinnzone spannt die Commerzbank ihre Aktionäre weiter auf die Folter: Ob sie nach sechs Jahren Durststrecke wieder eine Dividende bekommen, hängt vom Ergebnis des Bankenstresstests im Herbst ab. „Erst wenn wir da Klarheit haben, können wir auch etwas zur Dividende sagen“, sagte Vorstandschef Martin Blessing am Donnerstag auf der Hauptversammlung in Frankfurt. Vordringlich bleibe die Stärkung des Eigenkapitals.

 

Die Bank spare an der falschen Stelle, schimpfte daraufhin ein Kleinaktionär. „Das Geld, das uns zusteht, fließt in teure Werbekampagnen“, sagte der Rentner mit Blick auf einen Fernsehspot, in dem die Nationalmannschaft für die Commerzbank wirbt. 20 Millionen Euro koste die Reklame, teilte Blessing auf Nachfrage mit. „Es ist normal, dass man in einem Geschäft für Konsumenten auch Werbung macht, das gibt es für Bier ja auch“, verteidigte sich der Bankchef. Das Thema Verpflegung hätte er besser nicht erwähnt. Denn mit dem zum Mittagessen servierten Gemüseeintopf fühlten sich die Kleinaktionäre ebenso billig abgespeist. „Wenn es schon keine monetäre Dividende gibt, sollte man wenigstens über eine Naturaldividende nachdenken“, beklagte sich Kleinaktionär Wolfgang Schnorr.

In der Finanzkrise musste der Steuerzahler die Bank retten

Die Commerzbank hatte zuletzt im Frühjahr 2008 eine Dividende für 2007 gezahlt. Wenige Monate später musste das Geldhaus auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vom Steuerzahler gerettet werden, der Bund hält bis heute einen Anteil von 17 Prozent an der Bank.

Für die Aktionäre brachte die Krise herbe Verluste. Der Aktienkurs stürzte von 220 Euro im Frühjahr 2007 auf zuletzt rund zwölf Euro ab. Er wäre noch niedriger, hätte die Commerzbank nicht im vergangenen Jahr zehn alte Aktien zu einer neuen zusammengefasst. „Ohne diesen Kunstgriff wäre unsere Aktie gestern gerade 1,21 Euro wert gewesen, dafür würde man in einem Café hier in Frankfurt nicht mal einen Espresso kriegen“, schimpfte Schnorr. Noch deutlicher wurde sein Leidensgenosse Alfons Lewen: „Sind Sie eigentlich Banker oder Bankräuber?“, fuhr er Blessing mit Blick auf die Kursverluste an.

Anerkennung für die Fortschritte des vergangenen Jahres, in dem die Commerzbank einen Teil der Staatshilfen zurückzahlte und mit einem Gewinn von 80 Millionen Euro in die schwarzen Zahlen zurückkehrte, kam von professionellen Aktionärsvertretern. „Auch die Zahlen des ersten Quartals klingen ganz ordentlich“, sagte Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) mit Blick auf den am Mittwoch bekannt gegebenen Nettogewinn von 200 Millionen Euro für die Monate Januar bis März. Lob gab es auch dafür, dass die Bank rund 250 000 neue Kunden gewonnen hat.

Bankchef Blessing verzichtet erneut auf seinen Bonus

Dass die Commerzbank bald wieder Überschüsse an die Aktionäre ausschüttet, glaubt Nieding gleichwohl nicht: „Eine Dividende sehe ich nicht vor dem Ende Ihrer Amtszeit“, sagte der DSW-Vizepräsident an Blessing gerichtet. Dessen Vertrag läuft noch bis Herbst 2016.

Auch Wolfgang Aleff von der Gesellschaft für Wertpapierinteressen hat die Hoffnung auf eine Dividenden-Ausschüttung für das laufende Jahr bereits aufgegeben: „Für uns Aktionäre ist das Jahr 2014 das Jahr sieben ohne Dividende.“ Da sei es ein schwacher Trost, dass Blessing 2013 zum wiederholten Mal auf seinen Bonus verzichtete: „Es bleibt eine nette Geste vom Koch, Diät zu machen, während die Gäste vor leeren Tellern sitzen – die Mägen knurren trotzdem“, spottete Aleff. Blessing solle den Aktionären wenigstens eine Perspektive geben: „Wenn es aus der Küche wenigstens nach Essen riecht, wird sich die Stimmung heben.“ Die auf dem Aktionärstreffen servierte Suppe reichte dafür nicht. Nach Angaben Blessings kostete die Verpflegung übrigens 170 000 Euro.