Im Strategiespiel „Rome II“ kann man ausprobieren, ob man als Feldherr eine bessere Figur macht als Gaius Iulius Caesar. Das Schlachtgetümmel verfolgt man, als sei man mittendrin. Eins sollte man aber mitbringen: viel Zeit, denn das Spiel ist sehr komplex.

Stuttgart - Epische Kriege zur Römerzeit – bisher waren große monumentale Schlachten mit Tausenden Teilnehmern allenfalls im Fernsehen oder im Kino zu sehen. Nun lassen sich solche Schlachten auch am Computer nachspielen. Seit wenigen Tagen ist Rome II von Creative Assembly auf dem Markt, ein Computerspiel, das die Herzen aller Historien- und Strategiefans höher schlagen lassen dürfte. In dem Spiel geht es unter anderem um den Aufstieg Roms zur Weltmacht. Um Erfolg zu haben, müssen dafür drei Dinge in Einklang gebracht werden: die Schaffung und Verwaltung eines guten Heeres, eine zufriedene Bevölkerung, damit Städte und Gemeinden gedeihen, sowie eine wachsende Wirtschaft. Im Lauf des Spiels müssen dafür Provinzen eingenommen werden, Forschung und Handel bestimmen den Alltag des Eroberers.

 

Kein leichtes Unterfangen, denn die künstlichen Computergegner wissen sich zu wehren. Nicht zuletzt deshalb sprechen immer wieder die Waffen: Katapulte, Belagerungstürme, Schiffe und Kriegselefanten. In Echtzeit-3-D-Schlachten werden dann riesige Heere befehligt, und in einer frei bewegbaren Ansicht lässt sich das Kriegsgeschehen so verfolgen, als stünde man mittendrin. So lassen sich quasi interaktiv Aspekte der Geschichte erlernen. Nicht nur sind die Truppen historisch korrekt dargestellt. Es lassen sich auch geschichtlich verbürgte Schlachten nachspielen. Neben aller Detailtreue: Spaß machen vor allem optische Schmankerl. Beim Blick aus der Nähe auf das Schlachtfeld sieht man, wie Einheiten über Marktstände springen, sich geschickt in Wäldern verstecken, oder wie Katapulte Mauern physikalisch korrekt zerstören. Auf einem großen Monitor kann man stundenlang zuschauen.

Ein komplexes Spiel für lange Winterabende

Insgesamt wird die Epoche von 272 vor bis kurz nach Christi Geburt nachgestellt. Die Kampagnenkarte reicht von Britannien im Norden bis zu den nördlichsten Gebieten Nordafrikas im Süden, von der spanischen Küste im Westen bis in das vordere Indien im Osten. Der Spieler übernimmt eine von neun bei Spielstart verfügbaren Nationen und Kulturen: Rom, Karthago, Parthien, Pontos, Icener, Averner, Makedonien, Ägypten und Sueben.

Nach der Wahl heißt es, die Herrschaft in der antiken Welt zu übernehmen, wobei man die meiste Zeit auf der sogenannten rundenbasierten Provinzübersicht verbringt, die an die 3-D-Version einer Brettspielkarte erinnert. Darauf errichtet der Spieler Gebäude, verhandelt per Diplomatiebildschirm oder schafft Armeen und Flotten. Weil allein dieser Part viel Zeit beansprucht, lassen sich die unvermeidlichen Schlachten zwischen selbst aufgestellten Heeren und den Armeen der Gegner auch vom Computer berechnen. Das Spiel erinnert damit an das Brettspiel „Risiko“. Allein hieran sieht man: es ist kein Spiel für zwischendurch, sondern eines für lange Winterabende.

Nicht zuletzt weil das Erobern von Welten wie alles im Leben erst gelernt sein will, gibt es einen spielbaren, sehr ausführlichen Prolog. Dahinter verbirgt sich ein Tutorial mit einer Laufzeit von allein bis zu sechs Stunden. Diese Lerneinheit bringt auch Neulingen der Strategieserie alle Spielelemente näher. Als Aufhänger dient der Konflikt zwischen Rom und den Samniten (341 bis 290 vor Christus), erzählt mittels Zwischensequenzen in Spielgrafik. So lernt man innerhalb einer Verteidigungsschlacht etwa unterschiedliche Bewegungsarten oder welche Truppen sich gegen welchen Gegner am besten einsetzen lassen.

Obendrein stehen dem Spieler stets ein Berater und eine Enzyklopädie zur Verfügung, die jede Funktion des Spiels abrufbar hält. Ein Handbuch ist somit trotz der sehr komplexen Spielmechanik nie vonnöten. Alles erklärt sich im Spiel selbst, auch wenn es Monate dauern kann, bis man alle Feinheiten dieses vielschichtigen Spiels durchdrungen hat. Möglich, dass Mancher den Spielumfang als abschreckend empfindet. Aber bekanntlich wurde Rom auch nicht an einem Tag erbaut.