Sein Vater war an der Revolution von 1848 beteiligt, er selbst war ein lupenreiner Demokrat: Viele Politiker legten jetzt Kränze am Grab von Conrad Haußmann zu dessen 100. Todestag nieder.

Stuttgart - „Conrad Haußmann war ein großer schwäbischer Liberaler, ein Kämpfer für die parlamentarische Demokratie und Völkerverständigung, und er war zu einer Zeit Demokrat, als viele es weder waren noch sein wollten“: Zum 100. Todestag von Conrad Haußmann (1857–1922) würdigte OB Frank Nopper den Politiker und legte mit Hans-Ulrich Rülke, dem Vorsitzenden der FDP-Landtagsfraktion, Kränze am Grab auf dem Heslacher Friedhof nieder.

 

Der Vater war bei der Revolution dabei

Haußmann, geboren in Stuttgart, stammte aus einer demokratisch geprägten Familie, Vater Julius Haußmann war an der Revolution von 1848 beteiligt. Bereits als Jugendlicher trat er in die Fortschrittliche Volkspartei in Württemberg ein. Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte der Jurist und Anwalt zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei. Von 1889 bis zu seinem Tod im Jahr 1922 saß Haußmann im Landtag des Königreichs Württemberg und später des Freien Volksstaates Württemberg. 1919 zog er nach Ausrufung der Republik auch in die Deutsche Nationalversammlung ein. „Er hat hoch gerechnet drei Jahre im Schlafwagen zwischen Stuttgart und Berlin verbracht“, wusste seine Enkelin Gabriele Volk zu berichten. Haußmann hatte wesentlichen Anteil am Entwurf der Verfassung der Weimarer Republik. „Es hätte mehr Demokraten wie ihn geben müssen“, betonte Bürgermeisterin Isabel Fezer.

Ein Freund von Hermann Hesse

Persönlichkeit und Leben von Conrad Haußmann haben viele Facetten, von denen Gabriele Volk erzählte: Er sei ein musischer Mensch gewesen, schrieb Gedichte, war mit Hermann Hesse befreundet, mit dem er in diplomatischer Geheimmission in der Schweiz zusammenwirkte, um Deutschland einen ehrenhaften Friedensschluss zu ermöglichen. Als Publizist für die Zeitschrift „März“ gewann er den jungen Theodor Heuss als Redakteur und als Anwalt stritt er leidenschaftlich für Freiheit der Kunst. Und er fand bei all dem, verrät wieder seine Enkelin, die Zeit, täglich seiner Frau einen Brief zu schreiben.