Fragen und Kritik sind immer erlaubt – doch es gibt Grenzen
„Wir machen uns Sorgen um das Miteinander“, sagte Ludwigsburgs Oberbürgermeister Matthias Knecht bei der Kundgebung am Samstag. Mit seinem Auftritt wollte er Kritiker und Befürworter der Corona-Maßnahmen einen. Mit seinem Amt als Stadtoberhaupt habe das wenig zu tun: „Mir ist es Wurst, ob ich hier als Oberbürgermeister oder Privatperson auftrete.“ Jeder könne das so sehen, wie er will. Er nutzte seine Redezeit vor allem, um sich bei Pflegekräften, Rettungsdiensten und der Polizei zu bedanken. Er richtete aber auch ein paar Worte an „die Gegner“. „Ich weiß, wir waren in dieser Krise nicht perfekt“, sagte Knecht, „Fragen und Kritik dürfen immer kommen, aber wenn Politiker zuhause bedroht werden, müssen wir klare Kante zeigen.“
Die Idee stößt auf eine große Resonanz
Die Kundgebung „Unsere Stadt hat Querdenken satt“ ist von der Landtagsabgeordneten Silke Gericke (Grüne) initiiert worden. Sie habe mit der Idee offene Türen eingerannt, erzählt sie; zahlreiche Parteien und Verbände haben sich angeschlossen: die SPD, die Linke, Teachers for future und die Jugendorganisationen von SPD und Grünen. Auch der Gesamtelternbeirat Remseck und der Jugendgemeinderat Ludwigsburg haben die Aktion unterstützt. „Ich finde es toll, dass so viele Menschen hergekommen sind, trotz der Kälte“, sagte Silke Gericke. Der gesamte Marktplatz war voller Menschen, die mithilfe von Schals Abstand einhielten und so trotzdem eine Menschenkette bildeten.
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Acht Vertreter der beteiligten Organisationen und Parteien hielten bei der Kundgebung eine kurze Rede. Darunter auch Michael Werner, Dekan der evangelischen Kirche Ludwigsburg. „Wir sind nicht gegen Menschen“, sagte er und hob so noch einmal die Grundstimmung des Nachmittags hervor. „Wir möchten auch die gewinnen, die heute nicht hier sind, denn Menschen sind mehr als ihre Haltungen“, sagte der Dekan.
170 Teilnehmer versammeln sich in Steinheim
In Steinheim war es Pfarrer Matthias Maier, der das Wort ergriff. „Gerade, weil ich als Pfarrer für alle da bin, habe ich großes Interesse daran, diese Diskussion mit Liebe und Respekt zu führen.“ Dass er kein Impfkritiker sei, hätte wohl jeder durch seine Worte bemerkt, aber eben auch, dass er Impfkritikern und Impfzwang-Gegner mit Respekt begegne. Für ihn sei die Aktion auf dem Marktplatz eine gute Sache gewesen, „es wurde nie respektlos. Vielmehr kam die ganze Veranstaltung ohne billige Polemik aus, sondern hatte eine freundliche Ernsthaftigkeit“, meinte Maier.
Ebenfalls voll und ganz zufrieden mit der Resonanz und dem Ablauf am Freitagabend waren die Initiatoren, die Freien Wähler-Stadträte Karen Seiter, Michael Bokelmann, Roland Heck sowie der Bürger Gerd Zweigle. Sie waren vor allem positiv überrascht ob der 170 Teilnehmer, die zur Mahnwache kamen. Gegen 17.45 Uhr waren zwar noch mehr Ordner als Teilnehmer vor Ort, dann aber füllte sich der Marktplatz schnell. Mit brennenden Kerzen in der Hand und dem ein oder anderen Schild, auf denen für das Impfen geworben wurde, versammelten sich die Bürger und lauschten dann den beiden Rednern Stadtrat Roland Heck und Pfarrer Matthias Maier. Unter den Teilnehmern waren auch der Bundestagsabgeordnete Fabian Gramling, der Landtagsabgeordnete Tayfun Tok sowie die Regionalrätin Regina Traub.
Weitere Aktionen sind geplant
Die kurzen Ansprachen verliefen unaufgeregt. Immer wieder brandete Applaus ob der Worte auf, die verbinden sollten und denen danken, die seit Monaten die Lasten getragen und und die Vorgaben eingehalten haben. „Denen, die sich impfen haben lassen und damit Verantwortung zeigen“, so Heck.
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Am Ende war alles schnell wieder vorbei. Nach rund einer halben Stunde verkündete Heck das Ende der Mahnwache, die sich rasant auflöste. Für Heck war zu diesem Zeitpunkt bereits klar: „Es wird eine Wiederholung geben. In welchem Rhythmus wird man sehen.“ Auf jeden Fall sei die Resonanz „Ansporn“, so Karen Seiter. Und es sei fast etwas schade gewesen, dass es diesmal so kurz war. „Da ist definitiv eine Steigerung drin“, meinte sie.
Der Gruppe war es mit ihrer Aktion vor allem wichtig zu zeigen, „dass nicht alles schlecht ist. Niemand findet es toll, mit Maske rumzulaufen. Aber es ist auch nicht schlimm, wenn man dadurch Schlimmeres verhindern kann“, so Seiter.
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