Ober-Querdenker Michael Ballweg erkennt in der Wahl der Demostätte Golfplatz einen höheren Sinn.

Leonberg - Für ein Witzchen eignen sich bisweilen sogar behördliche Verfügungen: Um das etwas zu entspannte Publikum in Schwung zu bringen, liest der Spaßmacher Nana Domena die Auflagen der Stadt Leonberg für die „Neunte Mahnwache für das Grundgesetz“ vor, wie die Demo gegen die Corona-Auflagen des Landes offiziell genannt wird.

 

So richtig Stimmung will aber angesichts des Amtsdeutsches nicht aufkommen. Da muss schon der eigentliche Chef auf die Bühne: Das Publikum begrüßt Michael Ballweg mit lautstarkem Jubel. Fast könnte man meinen, ein Popstar tritt ins Rampenlicht. Der Gründer von „Querdenken 711“ weiß aber auch, wie er die Leute kriegt. „In Leonberg ist das Freiheitsvirus ausgebrochen“, ruft er seinen Anhängern zu, die vor Begeisterung aufstehen.

Dank an die Polizei

Er verwendet sehr viel Zeit darauf, seine Initiative von Radikalen, Verschwörungstheoretikern und gewalttätigen Antifaschisten abzugrenzen. Ballweg bedankt sich bei der Polizei: „Die schützen uns.“ Und er ruft seine Anhänger auf, die Beamten aktiv zu unterstützen: „Immer wieder werden bezahlte Aggressoren bei unseren Veranstaltungen eingeschleust, um uns in ein schlechtes Licht zu stellen. Wenn ihr einen Provokateur entdeckt, hindert ihn friedlich an der Flucht, bis die Polizei zur Stelle ist.“

Der rhetorisch versierte Freiheitskämpfer verschweigt nicht, dass es Kritik gegeben hat: „Die Vereine würden uns gegenüber benachteiligt, weil sie keine Veranstaltungen mehr machen dürfen“, spielt Ballweg auf Einwände aus dem Gemeinderat an. „Doch genau deshalb sind wir hier: Wir fordern unsere Grundrecht ein.“ Das sollten auch die Vereine tun, rät er: Wer eine Versammlung anmeldet, dem könne sie nicht verwehrt werden.

Dank an den OB

Ausdrücklich bedankt sich Ballweg beim Oberbürgermeister, dass Martin Georg Cohn die Demo eben nicht einfach nur abgeblockt, sondern eine Alternative angeboten hat. Und deutet das gar als Wink des Schicksals: „Das Universum hat uns dorthin geführt, wo wir sein sollen“, sagt der Demo-Organisator mit Blick auf die Historie des Golfplatzes.

„Ein Leonberger hat mir geschrieben, dass die Wiese früher Little Woodstock genannt wurde“, erzählt Michael Ballweg die Geschichte von den früheren Mai-Parties, die die Schüler hier zu Tausenden gefeiert hatten. „Das Mai-Fest war immer eine kleine Revolution und ein Zeichen der Freiheit. Deshalb hat die Genehmigung des Golfplatzes einen höheren Sinn.“

Das ist der Stoff, denn das freiheitsliebende wie unorthodoxe Publikum hören will. Es gibt artigen Applaus für den OB, doch ihren Anführer feiern sie regelrecht. Selbst wenn dieser als strenger Meister auftritt: „Bitte verlasst diesen magischen Ort so, wie ihr ihn vorgefunden habt.“