Nach der Entscheidung über die Verschärfung der Corona-Regeln diskutieren die Menschen in Esslingen heftig über deren Sinnhaftigkeit. Die Meinungen gehen weit auseinander. Na und?, fragt Johannes M. Fischer in seinem Kommentar.

Kreis Esslingen - Die Reaktionen auf die neuerlichen Beschränkungen bis kurz vor Weihnachten sind im Landkreis Esslingen geteilt. Schlimm? Nein, mitnichten. Es ist ein Segen, dass nicht alle einer Meinung sind. Wäre es anders, würde was nicht stimmen in der Gesellschaft.

 

Denn weil die Situation nicht einfach ist, kann es auch die Einschätzung nicht sein.

Es ist doch klar, dass je nach Interessenlage die Meinungen auseinandergehen – sogar auseinandergehen müssen. Zwar ziehen, was die Dauerschließung der Gastronomie betrifft, Gastwirte und potenzielle Kunden an einem Strang. Und auch die Furcht, die Innenstädte könnten veröden, teilen die Ladenbesitzer mit den Kunden. Aber irgendwo hört auch diese Einheit auf und ruft unterschiedlichste Reaktionen hervor. Bei den einen überwiegt die Sorge, dass das noch lange nicht genug sei, bei den anderen der Ärger, dass die Beschränkungen ohne Augenmaß beschlossen worden seien. Dazwischen gibt es noch eine ganze Palette weiterer Einschätzungen, jede mit einer anderen Schattierung.

Einige Menschen sind besonders nervös. Auch das gehört dazu, denn auch wenn das Virus nun schon seit Monaten die Regeln des Zusammenlebens mitdiktiert, so ist die Lage und die neue Normalität noch immer weitgehend unbekannt. Es ist auch jeder anders betroffen.

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Zudem verführt die neue Zeit einige dazu, Erklärungen zu konstruieren, die auf andere sonderbar wirken. Doch selbst die abseitigen Antworten auf die Pandemie können als gutes Zeichen gewertet werden: Sie wären nämlich auch dann da, wenn sie nicht zu hören wären in der Öffentlichkeit. Dass sie zu hören sind, ist ein Symptom dafür, dass es zwar Corona gibt, die demokratische Gesellschaft insgesamt aber stabil ist. Die Vielfalt der Meinungen gehört zu ihrem Fundament.