Israel kämpft wieder mit steigenden Ansteckungszahlen. Eine dritte Impfung soll die Welle brechen. Das gefällt nicht jedem.

Tel Aviv - Zwei Impfungen gegen Corona genügen in Israel bald nicht mehr: Nur wer sich zum dritten Mal spritzen lässt, darf den sogenannten Grünen Pass erneuern, der seinen Trägern Eintritt zu Cafés, Kinos, Fitnessstudios und Synagogen gewährt. Als erstes Land der Welt führte Israel die dritte Impfung ein, auch Booster-Shot genannt. Experten hatten festgestellt, dass die Schutzwirkung des Biontech-Impfstoffs, den Israel vorwiegend einsetzt, nach einigen Monaten stark sinkt. Im September waren die Infektionsraten in Israel wohl auch aus diesem Grund auf mehr als 11 000 Fällen pro Tag gestiegen. Die dritte Impfung stärkt den Schutz wieder. Knapp dreieinhalb Millionen, 37 Prozent der Bevölkerung, haben sich die Auffrischungsimpfung inzwischen abgeholt.

 

Vergleich mit dem Judenstern

Ausnahmen gelten für jene Menschen, deren zweite Impfung weniger als ein halbes Jahr zurückliegt, sowie für jene, die in den vergangenen sechs Monaten an Covid-19 erkrankt und inzwischen vollständig geheilt sind. Der Rest, rund eine Million doppelt geimpfter Israelis, verliert in den nächsten Tagen den Grünen Pass.

Die dritte Impfung ist in Israel durchaus umstritten. Die USA geben sie bisher nur für über 65-Jährige frei. Kritiker unterstellten der israelischen Regierung, sie habe voreilig gehandelt: Israel erlaubt den Booster-Shot schon für Kinder ab zwölf Jahren. In Tel Aviv protestierten am Samstagabend erneut Hunderte Menschen gegen die Impfpolitik der Regierung, die sie als Diskriminierung Ungeimpfter verdammen. Manche der Demonstranten verglichen den Grünen Pass gar mit dem gelben Judenstern. Doch die Politik scheint erfolgreich: Die Infektionsraten in Israel sinken wieder. Ministerpräsident Bennett warnte jedoch, es sei „zu früh, um zu feiern“. Man dürfe im Umgang mit dem Grünen Pass „nicht selbstgefällig werden“.