Zwar sind einige Läden geöffnet, doch die Kunden bleiben fast weg. Eindrücke aus Leonberg.

Leonberg - Das meiste Leben spielt sich in der Tiefe ab: Bei Edeka und im dm-Markt, die sich das Untergeschoss des Leo-Centers teilen, herrscht am Mittwochnachmittag ganz guter Betrieb. Wobei im Drogeriemarkt eine Regalwand komplett leer ist: Eben genau diese, in der sonst das Toilettenpapier steht.

 

Die beiden Geschäfte gehören zu jenen, die noch offen sind, seitdem am Mittwoch die aktuelle Landesverordnung zur Eindämmung des Coronavirus im Kraft getreten ist. Nur sogenannte systemrelevante Geschäfte dürfen öffnen: Lebensmittelmärkte, Apotheken, Optiker, Friseure, Bäckereien, Metzgereien, Banken, Zeitungs- und Tabakläden, Reinigungen, Baumärkte.

Dass ausgerechnet die Telekommunikationsläden geschlossen bleiben müssen, können etliche Kunden nicht verstehen. Gelten doch in Zeiten, da persönliche Kontakte vermieden werden müssen, Smartphones und Tablets als wichtige Mittel der Verständigung.

Unwirkliche Szenerie

Immerhin: einige Geschäfte haben in der großen Leonberger Einkaufsmall geöffnet. Und nicht nur in den Läden mit Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst, Käse und Brot hat das Personal zu tun. Doch im Vergleich zum Normalbetrieb wirkt die Szenerie fast schon unwirklich: Nur wenige Menschen verlieren sich in den Ladenpassagen und Cafés, die sonst voll mit Flaneuren und Sonderständen sind.

Ähnlich die Situation vor der Tür: Am Neuköllner Platz, auf dem sich üblicherweise die Autos stauen, herrscht beinahe gespenstische Ruhe. Die Blechlawinen, die sich allnachmittäglich durch das Leonberger Zentrum quälen, sie sind weg.

Das schöne Wetter verleiht der Altstadt ein mildes Antlitz. Auf dem Marktplatz genießen einige in den Cafés die Sonnenstrahlen. Doch spätestens um 18 Uhr müssen sie weichen. Dann haben sämtliche Gastronomiebetriebe zu schließen.

„Um diese Uhrzeit geht es bei uns erst los“, klagt Marie Mattner vom Domizil. „Die wenige Gäste am Nachmittag können das Abendgeschäft nicht im Ansatz auffangen.“ Zumal die Laufkundschaft wegen der geschlossenen Geschäfte fehlt.

Optiker hat offen

Das bekommt auch Andrea Schäfer zu spüren. Die Optikermeisterin darf zwar öffnen: „Doch das weiß kaum einer.“ Sie denkt nun drüber nach, die Ladenzeiten auf einige Tage pro Woche zu bündeln.

Große Verunsicherung bei den Kunden beobachtet auch Joachim Heller. „Bei uns steht das Telefon nicht still“, berichtet der Chef des Fachgeschäftes für Wohnkultur Ziegler. Wie viele andere Kollegen setzt er auf individuellen Service: „Die Kunden können telefonisch oder per Mail bestellen. Wir schicken oder liefern die Ware.“

Sauer ist Heller über die Informationspolitik der Landesregierung: „Über die Dauer der Schließung kursieren unterschiedliche Angaben mit fatalen Folgen für die Kollegen und die Kunden. Die drei Monate bis zum 15. Juni, von denen am Dienstag die Rede war, würden das Aus für ganz viele kleinere Betriebe bedeuten.“

Der Handelsverband Baden-Württemberg hat am Mittwochabend hingegen mitgeteilt, dass die Zwangsschließung für die Geschäfte aus der Non-Food-Branche bereits am 19. April zu Ende geht.