Der Mönsheimer Stephan Haffner sitzt sechs Wochen im Ausland fest – und macht das Beste daraus.

Corona - Sechs Wochen Südafrika: Herrliche Landschaften, gemütliche Abende mit Freunden, lange Gespräche mit Einheimischen – es klingt wie die Erfüllung eines lang gehegten Urlaubstraums. Und tatsächlich war die Zeit in Südafrika für den 27-jährigen Mönsheimer Stephan Haffner eine, die er lange nicht vergessen wird. Geplant war das Ganze so allerdings nicht.

 

Eigentlich hätte Stephan Haffner als Teilnehmer eines Workcamps vom Evangelischen Jugendwerk Württemberg nach drei Wochen schon wieder heimfliegen sollen. Doch wegen der Corona-Pandemie war der gesamte Flugverkehr lahmgelegt, das öffentliche Leben rund um Kapstadt stand quasi still. Haffner und seine Mitreisenden konnten den Rückflug daher erst drei Wochen später antreten. Trotz der Einschränkungen während des Aufenthalts war es für ihn ein unvergleichliches Erlebnis, wie er erzählt.

Beim Bau des Spielplatzes packen die Teilnehmer des Workcamps kräftig mit an. Foto: Haffner
Die EJW-Workcamps sind eine Art Freizeit, bei der die Teilnehmer Entwicklungshilfe mit einem Urlaub verbinden: Stephan Haffners Gruppe zum Beispiel half während ihres Aufenthalts dabei, einen Spielplatz für Kinder anzulegen. „Wir waren nahe der Stadt Robertson, das liegt etwa zweieinhalb Stunden von Kapstadt entfernt“, erzählt Stephan Haffner.

Bei den großen Farmen dort befinden sich zugleich die Wohnungen für die Arbeiter und deren Familien. Es gibt sogar eine Kinderbetreuung. „Allerdings haben die Arbeiter oft nur wenig Geld.“ Ein Kinderspielplatz ist ein kaum zu bezahlender Luxus. Über private Kontakte stieß das EJW auf den Fall und organisierte die Freizeit, an der zusammen mit Stephan Haffner noch 13 weitere junge Menschen, darunter sein Bruder, teilnahmen.

Lesen Sie hier alle News zur Corona-Pandemie

Die ersten beiden Wochen wurde also kräftig angepackt, um auf dem freien Gelände vor der Betreuungseinrichtung die Spielgeräte zu errichten und im Gebäude kleinere Sanierungsarbeiten zu leisten. „Man darf sich das aber nicht so vorstellen, dass wir da acht Stunden am Tag geackert haben, wir hatten schon auch viel Zeit für uns“, erzählt der junge Mönsheimer. Gleich am Anfang stand zum Beispiel ein Ausflug nach Kapstadt auf dem Programm.

Im Nachhinein waren diese Erlebnisse umso mehr ein echtes Glück für die Reisegruppe. Denn eigentlich war die dritte Woche des Aufenthalts ausschließlich für ein touristisches Programm reserviert.

Foto: Haffner

Doch ziemlich genau zwei Wochen nach der Ankunft in Südafrika wurde das öffentliche Leben in dem Land quasi eingestellt. „Wir konnten unsere Arbeiten noch abschließen, aber danach kam direkt der Lockdown, da ging gar nichts mehr.“ Führungen und Reisen nach Kapstadt waren nicht mehr möglich, auch alle Campingplätze hatten zu.

„Trotzdem hatten wir noch richtig Glück“, erzählt Stephan Haffner. Nahe der Farmen befand sich das Haus des Pfarrers, der vor Ort der Ansprechpartner für das Workcamp war. Zugleich war dieser der Betreuer für eine neu errichtete Lodge, die wegen der Corona-Einschränkungen nun nicht mehr vermietet werden durfte. Dort konnten die gesamten Workcamp-Teilnehmer unterkommen. „Das war alles richtig schön hergerichtet, sogar mit Pool.“ Zusammen mit ihnen war dort noch eine Gruppe von anderen Freiwilligen und eine afrikanische Familie untergebracht.

„Dass sich das alles so entwickeln würde, damit hätte am Anfang niemand gerechnet“, erinnert sich der 27-Jährige. Am 6. März war der Abflug in Frankfurt. Zwar gab es zu dem Zeitpunkt schon kleinere Einschränkungen, aber es herrschte überall noch normaler Alltag.

In der Lodge (linkes Gebäude) haben die Workcamp-Teilnehmer viel Zeit verbracht. Foto: Haffner

„In Südafrika haben wir die Nachrichten natürlich verfolgt. Während wir hier waren, ging es erst so richtig los.“ Drei Tage vor der geplanten Rückreise erreichte die Gruppe dann die Mitteilung: Der Flugverkehr wird komplett eingestellt.

„Um Gewissheit zu haben, standen wir seither immer in Kontakt mit der deutschen Botschaft. Von dort wurde alles auch sehr transparent gestaltet, das fand ich sehr positiv.“ Den genauen Rückreisezeitpunkt erfuhren die Teilnehmer trotzdem erst wenige Tage vorher. Bis dahin hieß es also: Abwarten und Tee trinken. Und das fast im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die nächsten Wochen verbrachten die Lodge-Bewohner vor allem miteinander. Da wurde auch oft füreinander und miteinander gekocht – sogar schwäbische Maultaschen und Kässpätzle.

„Trotz der Einschränkungen konnten wir viel zusammen unternehmen“, erzählt Haffner. Vom Pfarrer und der afrikanischen Familie erfuhr er viel über den Alltag verschiedener Bevölkerungsgruppen im Land und über die afrikanische Kultur.

„Ein paar von uns hatten außerdem Lust, sich noch handwerklich einzubringen.“ Sie fragten daher den Pfarrer, ob es auf dem Gelände noch etwas zu erledigen gebe. Und tatsächlich: In der Folge halfen sie dabei, ein paar Wege anzulegen, – und stellten auf dem Hügel hinter der Lodge ein sechs Meter hohes Kreuz auf.

„Wir haben auch einige Abende mit der dortigen Gemeinde verbracht. Da gab es dann oft afrikanisches Essen, wir haben aber auch mal schwäbisch gekocht.“ Nur eben mit afrikanischen Gewürzen. „Das hat echt gut geschmeckt und kam auch richtig gut an“, erzählt Stephan Haffner lachend.