Corona und die Blasmusik Schutz vor gefährlichen Flötentönen

Die Querflöte ist in Corona-Zeiten zum Problemfall geworden. Eine aktuelle Studie belegt den schlechten Ruf. Doch ein 15-jähriger Schüler aus Neckarsulm hat eine Lösung gefunden.
Neckarsulm - Die Querflöte gilt immer noch als eines der Lieblingsinstrumente höherer Töchter. Jungs ist sie zu leise, zu schrill, zu langweilig. Doch das Image des Harmlosen könnte sich erledigt haben. Denn seit das Coronavirus durch die Luft wirbelt, wissen wir: Querflöten sind hoch gefährlich.
Eine gemeinsame Studie der Universitätskliniken in Erlangen und München ist der Sache auf den Grund gegangen. Die Wissenschaftler ließen Musiker des Bayerischen Rundfunkorchesters kräftig in ihre Instrumente blasen. Ziel war es, die akute Ausbreitung und Verteilung von Aerosolen im Raum durch das Spielen zu bestimmen. In bisherigen Studien war lediglich gemessen worden, wie sich die absolute Aerosolkonzentration in der Luft durch das Musizieren erhöht.
Messung mit E-Zigarette
In der Versuchsanordnung mussten die Musiker zunächst an einer nikotinfreien E-Zigarette ziehen. Anschließend konnte die Ausbreitung des Luftstroms beim Blasen gut gemessen werden. Das Ergebnis: bei Trompete und Klarinette kondensiert ein Großteil der Aerosole im Instrument. Die verbliebene Wolke erreichte vom Mund im Mittel einen Abstand von nicht mehr als 90 Zentimetern. Weil einzelne Musiker aber auch auf bis zu 1,50 Meter kamen, empfehlen die Wissenschaftler einen Mindestabstand nach vorne von zwei Metern. Zur Seite könne man sogar noch enger zusammenrücken. Kein Musiker habe hier eine Abstrahlung von mehr als einen Meter erreicht.
Wie wichtig geringere Abstände sind, erklärt der Soloklarinettist Christopher Corbett: „Für uns Musiker ist es Grundvoraussetzung, dass wir uns untereinander gut hören, um musizieren zu können.“ Doch die Querflöte ist eine Ausnahme. Weil der Ton beim Blasen über das Mundloch gebildet wird, breitet sich die Aerosolwolke hier wesentlich weiter auf bis zu zwei Metern aus. Ein Abstand von drei Metern sei deshalb angemessen.
Selbst die Bundeswehr ist interessiert
Müssen die Querflötist(inn)en künftig, wenn es überhaupt wieder möglich ist, vom Flur aus mitproben? Vielleicht nicht, denn es gibt jenseits von Impfen und Schnelltest Lösungsmöglichkeiten. Der 15-jährige Schüler Benjamin Gall aus Neckarsulm (Landkreis Heilbronn) hat am 3-D-Drucker in langen Lockdown-Stunden einen so genannten Ploppschutz für Querflöten entwickelt. Die etwa zehn Zentimeter breite Vorrichtung aus Windradfolie wird links und rechts der Mundplatte an den Steg geklemmt und lenkt den Luftstrom zurück zum Absender. „Das kitzelt am Anfang ein bisschen“, sagt Mama Susanne Gall (43). Der Ton werde aber kaum beeinträchtigt.
Für sie hat es Benjamin nämlich konstruiert. Susanne Gall ist Querflötenlehrerin und hatte es satt, von Musikerkollegen als Virenschleuder verspottet zu werden. Über das Internet verkauft sich der Ploppschutz aber längst bundesweit. Sogar die Bundeswehr bestellte vier Prototypen, um sie auf ihre Wirksamkeit zu testen. Ein Ergebnis kennt Susanne Gall noch nicht. Eine Großbestellung fürs Heeresmusikkorps sei noch nicht eingegangen. Allerdings braucht das Beschaffungsamt ja auch bei anderen Ausrüstungsgegenständen oft länger. Privat hätten viele Bundeswehrflötisten jedenfalls schon bestellt. 1300 Ploppschutze zum Preis von je zehn Euro hätten die heimische Werkstatt bereits verlassen.
Von Reingewinn hat sich Benjamin schon einen Wunsch erfüllt und ein Instrument gekauft: natürlich keine Querflöte, sondern ein Vibrafon. Das Schlaginstrument mit seinem metallischen Ton ist auf jeden Fall total cool – auch für Jungs.
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