Die Zahlen der schwer Erkrankten sinken, doch die Impfmüdigkeit nimmt zu. Die Furcht vor einer weiteren Infektionswelle mit der Delta-Variation ist berechtigt, schon sei eine gewisse „Trendumkehr“ sichtbar. Impfungen werden deshalb wesentlich erleichtert.

Stuttgart - Die Nachricht ist eigentlich ganz gut: Die Zahl der aktiven Neuerkrankungen pro Woche sei rückläufig und liege derzeit bei 65, erläuterte Stefan Ehehalt im Sozialausschuss des Gemeinderats. Mit der Impfquote ist der Leiter des Stuttgarter Gesundheitsamts weniger zufrieden: Die Erstimpfung haben sich nur 52,3 Prozent der Impfberechtigten aus der Landeshauptstadt abgeholt, die Zweitimpfung nur 36,2 Prozent. Das liegt nicht nur unterm Landesschnitt, sondern sei auch „deutlich zu niedrig“.

 

Schließung der Liederhalle „unkritisch“

Insbesondere die Reiserückkehrer, vor allem die sich ausbreitende Delta-Variante des Virus, ließen „eine gewisse Trendumkehr“ erkennen. Noch liege der Anteil der mit Delta Infizierten in Stuttgart bei 30 Prozent; bundesweit ist die 50-Prozent-Marke längst überschritten. „Würde man Reiserückkehrer eng überwachen und hätte man eine Impfbereitschaft von 85 Prozent, dann würden die Zahlen nicht erneut steigen“, ist Ehehalt sicher. Statt für rigorose Maßnahmen plädiert er jedoch eher für eigenverantwortliche Vorsicht.

„Die Impfstofflieferungen sind nicht mehr das Nadelöhr, das Impf-Nadelöhr bleibt die Bereitschaft zur Impfung“, so Jan Steffen Jürgensen vom Stuttgarter Klinikum. Für den Vorstandsvorsitzenden ist die Schließung des Impfzentrums Liederhalle am 31. Juli trotzdem „unkritisch“, zumal die niederschwelligen Möglichkeiten sich etabliert hätten und weitere Impfoptionen in Vorbereitung seien.

Beispielsweise bietet das Klinikum Stuttgart terminfreies Impfen vom 18. bis zum 29. Juli täglich zwischen 8 und 19 Uhr im Impfzentrum Liederhalle an. Welcher Stoff zum Einsatz kommt, ist unter www.klinikum-stuttgart.de/impfen abrufbar. Im Robert-Bosch-Krankenhaus (RBK) wird montags bis freitags von jeweils 7 bis 19 Uhr ohne Termin geimpft mit Biontech, Moderna und Astrazenca, je nach Kapazität. Auf Wunsch könnten auch Kinder und Jugendlichezwischen zwölf und 17 Jahren in Begleitung eines Erziehungsberechtigten geimpft werden.

Impfungen am Flughafen

Am Flughafen Stuttgart kann man sich von Mittwoch an, 14. Juli, impfen lassen, wenn man bald eine Flugreise antreten will. Fluggäste ab Stuttgart können sich gegen Vorlage ihres Tickets oder anderer Buchungsnachweise ohne Anmeldung im Impfzentrum auf der Landesmesse mit Biontech oder Moderna erst- oder zweitimmunisieren lassen.

Für die Stadt Stuttgart hat Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann (Grüne) angekündigt, an ausgewählten Orten Impfaktionen mit Veranstaltungen zur Impfaufklärung zu koppeln. Die mobilen Impfteams des Robert-Bosch-Krankenhauses werden zusammen mit sozialen Institutionen in den Stadtbezirken Impfaktionen anbieten, also etwa in Jugendhäusern, Stadtteilzentren und an anderen zentralen Orten. Der erste Termin ist am Freitag, 16. Juli, in der Kelter in Wangen. Künftig sollen alle Termine unter www.stuttgart.de abrufbar sein. Die Gesamtelternbeiräte haben ferner Walk-in-Impfaktionen mit dem RBK organisiert; Termine unter www.geb-kita-stuttgart.de.