Coronavirus in Kalifornien „Menschliche Katastrophe“ in L.A. - Kliniken völlig überlastet

Krisenzustand in Südkalifornien: Krankenhäuser sind voll, Sauerstoff für Patienten ist knapp, Sanitäter müssen in Rettungswagen behandeln. Eine Politikerin spricht von einer „menschlichen Katastrophe“.
Los Angeles - In Südkalifornien hat sich der Corona-Notstand noch weiter verschärft. Rettungskräfte im Bezirk Los Angeles sind inzwischen angewiesen, bestimmte Patienten mit geringer Überlebenschance nicht mehr in Kliniken zu bringen. Sollte etwa bei einem Herzstillstand eine Wiederbelebung vor Ort nicht erfolgreich sein, sollten die Patienten „nicht transportiert werden“, hieß es in einer Anordnung des Rettungsdienstes vom Montag (Ortszeit).
Auch Sauerstoff ist knapp und soll rationiert werden. Laut Anweisung soll das Verabreichen von Sauerstoff auf Notfall-Patienten mit niedriger Sauerstoffsättigung im Blut von weniger als 90 Prozent begrenzt werden. Mit Blick auf steigende Infektions- und Todeszahlen im Raum Los Angeles sprach die Bezirkspolitikerin Hilda Solis von einer „menschlichen Katastrophe“. Sie warnte vor noch schlimmeren Folgen, falls die geltenden Lockdown-Auflagen nicht befolgt würden.
Im Bezirk Los Angeles, zu dem auch die gleichnamige Metropole an der Westküste gehört, leben rund zehn Millionen Menschen. Allein am Dienstag wurden dort über 13 000 neu bestätigte Corona-Neuinfektionen und 224 Todesfälle im Zusammenhang mit einer solchen Infektion erfasst. Die Todeszahl seit Beginn der Pandemie übersteige damit 11 000, teilte das Gesundheitsamt mit. Die Gesundheitsexpertin Barbara Ferrer sprach von einem „schrecklichen Meilenstein“.
Die Behörde warnte vor einem weiteren Anstieg der Fall- und Patientenzahlen in Folge der Reisen und Familientreffen an den Feiertagen. „Das Schlimmste liegt fast sicher noch vor uns“, sagte die Chefin des Gesundheitsamtes, Christina Ghaly. Die Krankenhäuser würden mit Covid-19-Patienten überschwemmt. Vielerorts müssten Krankenwagen Stunden warten, bevor Patienten aufgenommen werden könnten. Ghaly forderte die Menschen auf, Krankenhäuser nur in absoluten Notfällen aufzusuchen.
Grammy-Musikpreise von Ende Januar auf Mitte März verschoben
Wegen der zugespitzten Corona-Lage in Los Angeles ist nun auch die Verleihung der Grammy-Musikpreise von Ende Januar auf Mitte März verschoben worden. Nach Mitteilung der Recording Academy am Dienstag (Ortszeit) hat die Krise in Los Angeles mit überfüllten Krankenhäusern zu dieser Entscheidung beigetragen. Die Grammys zählen zu den begehrtesten Musikpreisen der Welt. Die 63. Verleihung ist nun für den 14. März geplant.
Seit Mitte Dezember gelten für die meisten Bezirke in Kalifornien verschärfte Ausgangsbeschränkungen und andere Auflagen. Kontakt mit anderen Haushalten soll vermieden werden. Viele nicht lebensnotwendige Geschäfte sind geschlossen, darunter Friseure und Bars. Restaurants dürfen nur Essen zum Abholen anbieten.
Kalifornien ist mit rund 40 Millionen Einwohnern der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat. Insgesamt wurden dort seit Beginn der Pandemie mehr als 2,4 Millionen Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 nachgewiesen. Nach Angaben des Gouverneursbüros am Dienstag sind mehr als 27 000 Menschen an einer Coronavirus-Infektion gestorben.
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