Lockdown hin, Lockdown her: Eine wirkliche Verminderung der Infektionsfälle mit dem Coronavirus haben die Einschränkungen auch in Stuttgart bisher nicht gebracht. Das städtische Gesundheitsamt fürchtet sogar, dass die Dunkelziffer zurzeit höher sein könnte als vorher.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - Im Stuttgarter Gesundheitsamt ist man wenig erfreut über die aktuelle Entwicklung der Corona-Infektionen in der Landeshauptstadt. Ein Grund dafür ist, dass die Sieben-Tage-Inzidenz am Sonntag auf 122 Fälle pro hunderttausend Einwohner gestiegen ist. Damit liege man wieder im Bereich der Inzidenz-Werte vom Dezember. Trotz des Lockdowns erreiche man derzeit nicht mehr als eine „Seitwärtsbewegung“, erklärte am Montag der Stadtsprecher Sven Matis.

 

Stadt appelliert an die Bürger

Am Montag zählte man seit Beginn der Pandemie in Stuttgart 16 016 Personen, die sich mit dem Virus infiziert haben. Neuinfektionen hat es in den zurückliegenden sieben Tagen 764 gegeben, die Inzidenz lag da bei 120. Die Zahl der an oder mit einer Corona-Infektion Verstorbenen ist mit 179 gleich geblieben. Nur dank der Unterstützung von Mitarbeitern aus anderen Ämtern sowie Einsatzkräften der Bundeswehr sei die Lage für das Gesundheitsamt „noch einigermaßen zu handhaben“, sagte Sven Matis. Das Infektionsgeschehen sei weiterhin „diffus“. Es ist also zumeist nicht nachvollziehbar, „wo die Infektionen herkommen“. Deshalb sei jetzt „jeder Einzelne gefragt“, seinen Beitrag zur Eindämmung der Pandemie zu leisten.

Beim Gesundheitsamt fürchtet man, dass in den vergangenen zwei Wochen weniger Menschen mit Krankheitssymptomen zum Arzt gegangen sind, so dass die Dunkelziffer an Infektionen noch deutlich höher ist. Das Gros der Infektionen dürfte sich im privaten und persönlichen Bereich ereignen, nimmt man bei der Stadt an. Ausgeprägte Infektionscluster sind kaum festzustellen. Allenfalls die Infektionszahlen bei Bewohnern von Heimen oder bei deren Mitarbeitern, die etwa ein Viertel aller gemeldeten Neuinfektionen ausmachen. Derzeit sind 28 Einrichtungen in Stuttgart betroffen. Insgesamt sind in den Einrichtungen 254 Bewohner mit dem Coronavirus infiziert sowie 33 Mitarbeiter. Etwas zugenommen hat die Zahl der infizierten Reiserückkehrer, aktuell sind das 17 Personen, von denen zwölf aus dem Ausland zurückgekommen sind.

Viele Covid-Patienten in den Kliniken

Merklich geringer als im Bundesschnitt ist hier die Zahl der Menschen, die wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus müssen. Dieser Anteil liege in Stuttgart bei sechs Prozent (Bund: zehn Prozent). Was für die Krankenhäuser bei den derzeitigen Infektionszahlen dennoch bedeute, dass sie pro Woche etwa 50 weitere stationäre Patienten aufnehmen müssten, erklärt Stadtsprecher Sven Matis. Dort ist die Lage entsprechend weiter angespannt. So werden im Robert-Bosch-Krankenhaus zurzeit 77 stationäre Patienten mit Covid-19 behandelt, 17 davon auf der Intensivstation, 14 mit invasiver Beatmung. Auch im Klinikum der Stadt ist die Zahl der Covid-Patienten mit über 70 nach wie vor hoch, wenn auch etwas niedriger als die Spitzenwerte über Weihnachten. Derzeit werden 18 Patienten auf der Intensivstation versorgt, 14 beatmet. Im Marienhospital werden 23 Corona-Patienten auf einer Normal- und zwölf auf einer Intensivstation behandelt, acht von ihnen werden invasiv beatmet. Im Diakonie-Klinikum lagen am Montag sechs Patienten auf der Covid-Normalstation, vier auf der Intensivstation, die alle beatmet werden.