Erhard Alber aus Filderstadt-Plattenhardt ist mit 67 Jahren aktuell noch nicht impfberechtigt. Allerdings ist er herzkrank – und hat das Gefühl, durchs Raster zu fallen.

Filderstadt - Das Thermometer zeigt weit unter null Grad, außerdem bläst auf den Höhen von Plattenhardt ein eisiger Wind. Erhard Alber jedoch trägt über seinem T-Shirt nur eine leichte Sweatjacke. Die Kälte macht ihm nichts aus, das betont er mehrfach. Einen dicken Mantel brauche er nicht, auf eine Sache aber will er augenscheinlich nicht verzichten: seine FFP2-Maske. Schutz vor Corona muss sein, denn Erhard Alber ist krank.

 

Sein Herz schlägt nach eigenen Angaben nur mit 15 Prozent seiner Kraft. Herzinfarkte habe er bereits überstanden. Bewusst wird ihm sein Defizit beim Treppensteigen. „Nach jedem Stockwerk muss ich zwei bis drei Minuten durchschnaufen“, sagt er. Corona stellt für Erhard Alber daher eine große Gefahr da. Er ist Risikopatient und verlässt selten das Haus. „Wichtig ist, dass wir impfen auf Teufel komm raus“, sagt er. Doch er selbst muss warten. „Ich bin zu jung“, sagt der 67-Jährige, während die Gläser seiner Brille über der Maske beschlagen.

Aktuell sind die über 80-Jährigen dran

Tatsächlich sind aktuell erst die über 80-Jährigen, die Menschen in den Pflegeheimen und die Pfleger dran. Danach, in Gruppe zwei, werden unter anderem Menschen über 70, mit Trisomie 21, mit Demenz oder einer geistigen Behinderung und Organtransplantierte geimpft, außerdem etwa Polizisten.

Den Prozess beschleunigen können Kranke nicht. „Was die Priorisierung angeht, so richtet sich Baden-Württemberg nach der entsprechenden Bundesverordnung, die wiederum auf den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission basiert“, heißt es vom Sozialministerium.

Ministerium: Impfstoff ist limitierender Faktor

In Gruppe drei ist Erhard Alber. Zu ihr gehören sowohl alle über 60 als auch „Personen, bei denen ein erhöhtes Risiko für einen schweren oder tödlichen Krankheitsverlauf nach einer Infektion mit dem Coronavirus“ besteht, etwa stark Übergewichtige, Nieren- und Leberkranke, HIV-Infizierte, Asthmatiker oder eben Herzpatienten. Ausnahmen gibt es nicht. „Der limitierende Faktor ist derzeit der Impfstoff – das gilt auch bereits für die Gruppe der Ü80“, sagt ein Ministeriumssprecher.

Erhard Alber will auf die Problematik aufmerksam machen. Der Filderstädter Alt-Gemeinderat hat etwa an Oberbürgermeister Christoph Traub geschrieben, wohl wissend, dass der selbst nichts ändern kann, „aber er kann das Problem ansprechen“. Der CDU-Lokalpolitiker hat sich zudem an Abgeordnete gewandt, auch seine Position als neu gewählter Seniorenrat will er nutzen, um für jene, die die Impfung benötigen, zu trommeln. Er findet: „Es gibt Gruppen, die durchs Raster fallen.“