Cyber Security in der Region Stuttgart Kampf gegen Hackerangriffe beginnt mit Azubis

Je mehr Maschinen miteinander vernetzt sind, desto heikler wird es bei der Sicherheit. Das machen sich Hacker zunutze. Foto: imago images/Jochen Tack

Immer stärker müssen sich Einrichtungen für Überfälle auf ihre Software wappnen. Die it.Schule in Stuttgart und die Duale Hochschule Baden-Württemberg bilden dafür Spezialisten aus. Die Nachfrage steigt.

Die IHKs in ganz Deutschland sind gerade Opfer einer Cyberattacke geworden – auch die IHK Region Stuttgart ist betroffen, hat ihre IT-Systeme vom Netz genommen und ist seither laut Homepage „nur eingeschränkt erreichbar“. Von der Störung betroffen seien die IHK-Webseiten, die E-Mail-Kommunikation und weitere Online-Services. Das und Schlimmeres wollen viele Unternehmen vermeiden. Zur Abwehr solcher Angriffe wird jetzt schon bei der Nachwuchsausbildung aufgerüstet.

 

So bildet etwa die Firma Trumpf in Ditzingen neben 21 Wirtschaftsinformatikern und sechs Informatikern erstmals zwei Spezialisten für Cybersicherheit aus. Kooperationspartner ist die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Mannheim, die den Bachelorstudiengang Cyber Security nun im dritten Jahr anbietet – „als eine der erfolgreichsten Entwicklungen“, so DHBW-Sprecherin Ingrun Salzmann. 70 duale Partner seien dabei, Ende dieses Jahres sogar 75. „Ein weiterer bedarfsgerechter Ausbau ist in Planung“, denn die Nachfrage steige stetig. Durch die Digitalisierung und die diesbezüglichen Strategien der Regierung werde der Studiengang für alle Branchen interessant. „Neben großen IT-Firmen ist eine vollständige Bandbreite an dualen Partnern – freie Wirtschaft wie auch öffentlicher Dienst – vertreten“, so Salzmann. Auch die Cybersicherheitsagentur Baden-Württemberg und das Landeskriminalamt bilden seit einem Jahr Cybercracks aus – mit der DHBW Heilbronn als Partner. Die bietet eine Vertiefung im Studiengang Wirtschaftsinformatik und Software Engineering.

Um zwei Cyber-Studienplätze konkurrierten 30 Bewerber

Stefan Oberieder, Gruppenleiter für die technische Ausbildung bei Trumpf, hat früher selber in der IT gearbeitet und weiß, „was das für eine Herausforderung ist, IT-Fachkräfte und speziell Cyber-Fachkräfte an Land zu ziehen“. Auch die aktuelle Abfrage in den Fachbereichen des Unternehmens habe einen Bedarf bestätigt. Seine zwei Cyber-Studenten konnte sich Trumpf unter 30 Bewerberinnen und Bewerbern aussuchen. Die müssten nicht nur in Mathe und logischem Denken gut sein, sondern auch IT- und Programmiererfahrung haben, erklärt Oberrieder. Es reiche nicht, wenn sie eine HTML-Website programmieren können.

Auch bei den Azubis rüstet das Lasertechnikunternehmen auf. Erstmals bildet Trumpf Fachinformatiker Digitale Vernetzung aus. Sie sollen lernen, Maschinen digital miteinander zu verbinden. Diese können in sogenannten Smart Factories per Tablet oder Smartphone gesteuert werden. Aber das macht die Systeme eben auch angreifbarer. „Vernetzung ist ein Riesenthema“, sagt Alexandra Gleich, Expertin für IT-Produktsicherheit. „Wir müssen dafür sorgen, dass die Produkte nicht einfach von außen angegriffen werden können.“ Sie nennt noch ein zweites Ziel: „Wir wollen uns auch zu einem Lösungsanbieter entwickeln. Wir wollen ganze Maschinenparks und Fabriken ausstatten und nicht lahmgelegt werden.“

Unternehmen sucht Azubis mit logischem Denken und Lust am PC-Basteln

Um passende Azubis dafür zu finden, hat das Unternehmen mit kreativer Unterstützung seiner Lehrlinge und Studierenden eine Werbekampagne gestartet: auf Social Media, auf Messen, aber auch als Plakataktion in den Stuttgarter Stadtbahnen. Man suche vor allem Leute mit Motivation. „Es muss kein Einser in Mathe sein, damit man bei uns Fachinformatiker lernen kann, aber es ist hilfreich, wenn man selber mal am PC gebastelt und eigene Programme geschrieben hat“, meint Oberrieder. Er räumt aber ein: „Viele Bewerbungen spiegeln nicht unseren Anspruch wider. Wir machen auch Auswahltests: Da sieht man, dass viele mit Mathe und logischem Denken überfordert sind.“ Fündig geworden ist das Unternehmen trotzdem. Sieben junge Leute werden nun zum Fachinformatiker ausgebildet, fünf mit Schwerpunkt digitale Vernetzung, zwei mit Schwerpunkt Anwendungsentwicklung.

Allerdings bilden nicht alle Berufsschulen diese Spezialisierung ab. Deshalb besuchen die Ditzinger Azubis die it.schule in Stuttgart – „weil die da schon einen Schritt weiter sind“, so Oberrieder. „Da erhoffen wir uns einen gezielteren Inhalt für diesen Beruf.“ Florian Leopold, der Leiter der it.Schule, bestätigt, dass gemäß der neuen Bildungspläne aus den früher zwei inzwischen vier Vertiefungsrichtungen geworden seien: „Cyber Security spielt da eine große Rolle.“ Da werde es auch Verschiebungen geben. „In Stuttgart sind wir die einzigen für die IT-Berufe“, so Leopold. Klar sei auch, dass nicht jede Berufsschule alle Fachrichtungen und Spezialisierungen anbieten könne, denn das hänge schließlich auch von der Schülerzahl ab.

Die it.berufsschule in Stuttgart hat sich besonders spezialisiert

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