Zehntausend Stück dürfte sie inzwischen haben. Dagmar Gauder aus Degerloch sammelt Meterstäbe aller Farben und Formen. Nicht verbissen, sie macht das eher nebenher.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Degerloch - Zehntausend Meterstäbe wird sie inzwischen haben, schätzt Dagmar Gauder. Aber es muss mehr als eine Schätzung sein, denn die 65-Jährige führt Buch über jedes Exemplar. Damit ihr kein Meterstab doppelt unterkommt, damit sie den Überblick behält. Bald müsse sie mal wieder ein paar Exemplare aufhängen. „Weil ich wirklich noch sehr viele habe“, sagt sie. Alles in allem reichen sie etwa von Degerloch bis Leonberg.

 

Die Meterstäbe sind wie Trophäen hinter Glas aufgeschichtet

Auf dem Flur und in den Büros der Degerlocher Baufirma Gauder sind die Zollstöcke in Nischen in die Wände eingelassen, wie Trophäen hinter Glas aufgeschichtet. Die Stäbe, die in der Zwischenzeit dazugekommen sind, lagern in Kisten in einer Kammer. Auch Echtholz-Meterstäbe sind dabei, ein silberner und einer von der Fußball-WM 2006 in Deutschland. Irgendwo hat Dagmar Gauder Meterstäbe aus Afrika und aus Italien. Und sie hat einen Drei-Meter-Stab. Die seien selten.

Von Würth, Voith, Junkers bis Stihl, sogar einen von der alten Landesgirokasse hat Dagmar Gauder in ihrem Sammelsurium. Auf einem steht: „Bayern braucht Kernenergie.“ Aufgedruckt sind vor allem Firmennamen, Bilder kämen eher selten vor, sagt sie. Umso stolzer ist sie auf ein Geschenk: ein Meterstab mit den Stuttgarter Sehenswürdigkeiten. Sie vermutet, dass er eine Spezialanfertigung ist. Er ist immer noch in Folie eingepackt wie ein Bonbon.

Spezialmeterstab mit spärlich bekleideten Damen

Die Firma Gauder hat selbst auch einen Spezialmeterstab anfertigen lassen. Und das war gar nicht so einfach. Denn auf dem Meterstab rekeln sich spärlich bekleidete Damen. Für manch einen war das Motiv offenbar zu nah an der Pornografie, weshalb die Gauders zunächst jemanden finden mussten, der ihnen die Meterstäbe bedruckte. Dagmar Gauder versteht die ganze Aufregung nicht: „Wenn der Herrgott was Schönes gemacht hat, kann man es doch anschauen, so sehe ich das.“

Ende der 1990er-Jahre hat Dagmar Gauder angefangen, Meterstäbe zu sammeln. Sie betreibt ihr Hobby nicht exzessiv. Sie nimmt, was sie noch nicht hat, sie tauscht auf Anfrage, aber sie geht nicht zu Börsen. „Und ich kauf auch nicht“, sagt sie. Unter Meterstab-Experten ist dennoch bekannt, dass es in Degerloch eine Frau gibt, die mehrere tausend Meterstäbe verwaltet.

Da jedes Jahr etliche Meterstäbe neu auf den Markt kommen, „hat das Ganze nie ein Ende“, sagt Dagmar Gauder. Wie lange sie selbst noch sammelt, kann sie nicht abschätzen. Jetzt müsse sie jedenfalls erst mal wieder einen Schwung aufhängen. Es werden ja nicht weniger.