Der kühle Profiverbrecher Parker zählt zu den absoluten Krimigrößen. Jetzt gibt es ihn als Comic-Helden. Er ist aber auch mit Sprechblase kein bisschen niedlich.

Stuttgart - Jenseits seiner eindrucksvollen beruflichen Kompetenz als Räuber, jenseits seiner unkrauthaften Überlebenstalente in der Subkultur des Verbrechens bleibt Parker, der Vollprofikriminelle aus der unbedingt lesenswerten Romanreihe von Richard Stark, ein Mann ohne Eigenschaften. Die Konzentration auf den Job, das Aufgehen in einem Programm der Notwendigkeiten und Sachzwänge macht einen Gutteil der Faszinationskraft dieser Figur aus.

 

Doch Parkers Mix aus handfester Greifbarkeit und rätselhaft Nebulösem lässt manchen Fan wohl auch vor der Nachricht zurückschrecken, es gebe nun Comicadaptionen der Parker-Romane. Sehen wir da nicht viel zu viel von Parker? Muss ein Zeichner nicht Dinge ins Bild bringen, die Stark alias Donald E. Westlake aus guten Gründen aus seinen Büchern heraushielt, Details der Welt und Gefühle der Figuren? Ist das nicht ein Problem der diversen Verfilmungen, die man als Krimis mögen kann, aber ungern als Parker-Varianten akzeptiert?

Ein Bösewicht in der Werbewelt

Nein, ein Comic muss eben nicht Parkers existenzielle Schroffheit unter Schnickschnack begraben, im Gegenteil. Darwyn Cookes „Parker“, der Comic zu Starks „The Hunter“, zerstreut alle Bedenken im Nu. Parker wirkt gruslig undurchschaubar und gewollt maskenhaft, fast wie Batman, den Cooke auch schon gezeichnet hat. Der Bilderkrimi zitiert immer wieder die eleganten Werbegrafiken der 50er und 60er Jahre, aber in der Noir-Variante, grüngrau monochrom. Manche Panels könnten auch aus den Filmsatiren des „MAD“-Magazins von damals stammen, andere erinnern in Format und Düsternis an die besten TV-Krimimomente der Schwarz-Weiß-Ära. Das alles geht hier stimmig zusammen.

„Parker“ ist ein gut geeigneter Leseeinstieg in Parkers Welt, aber auch ein Genuss für beschlagene Stark-Fans. In den USA ist Darwyn Cooke schon zwei Bände weiter mit seinem Projekt, hat „The Outfit“ und „The Score“ umgesetzt, „Slayground“ ist in Arbeit. Wer die auch gerne auf Deutsch hätte, kann sich „Parker“ als Geschenk für jede Gelegenheit auf eine Liste setzen und in großer Zahl ordern. Die deutsche Beziehung zum Erwachsenencomic ist ja bekanntlich noch immer ein Trauerspiel und Nachhilfe in Sachen Bilderzählungskultur dringend nötig.

Darwyn Cooke: Parker. Graphic Novel, aus dem Englischen von Stephanie Grimm. Eichborn Verlag, Köln. 144 Seiten, 19,95 Euro. Auch als E-Book, 15,95 Euro.