Auf die Größe kommt es nicht an: Das Bassin des beliebten Bades misst grade mal zehn auf 12,5 Meter. Das macht aber viel vom Charme der Bades en miniature aus.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Remshalden - Ohne das leuchtend blaue Schild würde man als Ortsunkundiger am örtlichen Freibad glatt vorbeifahren. Hinter einem Garten voller Blumen und einem Mäuerle mit Hecke muss es laut dem Hinweis sein. Tatsächlich mäandert da ein kleiner Weg hin. Ein, zwei Kurven und wenige Schritte später steht der Besucher im Rohrbronner Bädle. Der schwäbische Diminutiv ist hier nicht Fehl am Platz, das Bad ist wirklich winzig. „Es gibt alles, was ein großes Bad auch hat, nur eben etwas kleiner“, sagt Sonja Bayer, die an diesem Tag die Aufsicht hat. Alle Vereinsmitglieder in dem beliebten Bad arbeiten ehrenamtlich. Als Aufsicht, im technischen Einsatz oder am Kiosk halten sie es am Laufen.

 

Ab 20 Grad im Schatten wird geöffnet

Der Badetag stand am Mittwoch auf der Kippe. „Wir machen normalerweise nur auf, wenn es mindestens 20 Grad hat“, verrät Sonja Bayer. Jetzt hat es bloß 19,5 Grad, aber sie habe doch geöffnet. „Ich habe Urlaub. Vielleicht kommen nachher noch ein paar Frauen, die ihre Bahnen ziehen wollen“, sagt sie. Die Einteilung der Aufsichten organisiere der Verein vor Saisonbeginn. „Da trägt sich jeder in den Plan ein. Wenn es dann noch offene Termine gibt, werden Leute angesprochen, ob sie nicht kommen könnten.“ Und der Kiosk muss auch besetzt sein. Hier gibt es alles, was man für einen richtigen Freibadbesuch braucht: Snacks, Getränke und – für Kinder besonders wichtig – Süßigkeiten.

Kurz nach 13 Uhr kommen die ersten Badegäste. Birgitta Frey und Silvia Teske sind so zu sagen Frühschwimmerinnen. „Weil wir in der ersten Stunde unsere Bahnen ziehen“, erklärt Birgitta Frey. Die Kassiererin des Vereins weiß genau über die Geschichte des Bädles Bescheid. „Früher war das ja ein Feuersee, der dann ein Betonbecken bekam.“ Dieses sei zwar immer etwas „veralgt“ gewesen, dennoch seien die Rohrbronner gern zum Schwimmen hinein gestiegen. „Eine ältere Frau ist immer hier gesessen, hat gestrickt und aufgepasst. Eines Tages war der See aber plötzlich zu“, erinnert sich Birgitta Frey.

Jeden Samstag war schweißtreibender „Schafftag“

Was war passiert? Die strickende Aufsicht hatte zwar wie immer das Wasser mit Chlor versetzt, aber Beamte vom Gewerbeaufsichtsamt stellten dennoch Keime im Wasser fest. Das Bad wurde daher 1988 dicht gemacht. Doch die Rohrbronner gaben nicht auf, schließlich hatten seit den 1930er-Jahren Generationen hier das Schwimmen gelernt. Der Verein wurde 1991 gegründet und hat mit vereinten Kräften das neue Bad gebaut.

Dessen Becken unterscheidet sich nicht von dem eines modernen Freibades. Bis auf die Ausmaße: das nahezu quadratische Bassin misst gerade Mal 12,50 auf zehn Meter, ist aber in einen Nichtschwimmer und einen Schwimmerbereich aufgeteilt. 1997 fand die Eröffnung statt, in den Jahren zuvor hatten die 180 Vereinsmitglieder nahezu jeden Samstag im eigenen Schweiß gebadet. Dann war „Schafftag“ angesagt.

Stolz auf die Gemeinschaft im Flecken

Auf die Gemeinschaft im hoch über dem Remstal gelegenen Ortsteil sind die Frauen sichtlich stolz. Ein Beispiel sei die jährliche Hocketse im Ortskern, mit deren Erlös die Rohrbronner allerhand Projekte finanzieren, unter anderem den Bau des Bades. „Bei einer Bevölkerung von 700 Menschen, Kleinkinder und Greise mitgerechnet, haben bei der Hocketse im Ort 150 Helfer mitgemacht“, sagt Birgitta Frey, die mittlerweile mit Silvia Teske daran geht, in das Becken zu steigen. „23 Grad hat das Wasser, solar beheizt“, erklärt Sonja Bayer schmunzelnd, denn nur die Sonne wärmt es mit ihren Strahlen auf.

„Gut, dass ich immer mit der Kassiererin schwimmen gehe. Sie zählt die Bahnen bis 49 genau mit“, sagt Silvia Teske. Um Schwimmern wie ihnen die Möglichkeit zu geben, ungestört Bahnen ziehen zu können, gibt es zwei Mal pro Woche die sogenannten Schwimmstunden. „Wenn die Kinder ins Bad kommen, kann man mit denen aber auch reden, damit sie nicht neben einem ins Wasser hüpfen“, sagt Silvia Teske. „Ich sag’ dann: noch einmal hin und zurück, dann könnt ihr loslegen.“ Man weiß sich halt zu arrangieren.

Eine Liegewiese von der Größe eines Vorgartens

Von Mai bis September hat das Rohrbronner Bädle geöffnet, wenn die Witterung stimmt. In den heißen Wochen im Juli herrschte viel Betrieb. „An einem Tag waren rund hundert Besucher da“, sagt Sonja Bayer. „Natürlich nicht auf einmal, sondern über den Tag verteilt.“ So viele Besucher auf einen Schlag hätten sicher nicht auf die Liegewiese gepasst, die in ihren Ausmaßen in etwa dem Garten eines Einfamilienhauses gleicht.