Gregor Glaßmann ist der neue Leiter im Cann. Das Wissen aus seinem früheren Beruf kann bei seiner neuen Aufgabe hilfreich sein.

Bad Cannstatt - Dass er jetzt ein Jugendhaus leitet, stand viele Jahre nicht auf dem Karriereplan von Gregor Glaßmann. Denn der 43-Jährige, der seit Oktober verantwortlich für das Cann ist, drehte bis im vergangenen Jahr Werbefilme für die Automobilbranche. Aufgewachsen in Vaihingen reiste er nach dem Abitur mit einem Zirkus um die Welt, studierte BWL, volontierte bei einem Fernsehsender, arbeitete im Veranstaltungsbereich und landete schließlich in der Werbebranche. „Doch irgendwann war es Zeit für etwas anderes.“

 

Vor vielen Jahren habe er erstmals überlegt, ob es beruflich einmal in Richtung Jugendarbeit gehen könnte. Diese Pläne legte er allerdings wieder auf Eis – bis er die Stellenausschreibung als Leiter des Jugendhauses Cann las. „Da habe ich es einfach probiert“, sagt er – und das mit Erfolg. Der Sache zuträglich war wohl seine Berufserfahrung im Veranstaltungsmanagement, vermutet Glaßmann. Denn das Jugendhaus hat sich auf Kultur und Musik spezialisiert, Konzerte und andere Veranstaltungen inbegriffen. So wird der im Haus integrierte Club Cann, in dem regelmäßig internationale Bands auftreten, von Ehrenamtlichen des Jugendhauses unterstützt: Thekendienst, Technik oder die Verpflegung im Backstagebereich werden von den freiwilligen Helfern übernommen. „So sollen die Jugendlichen lernen, Verantwortung zu übernehmen und können Erfahrung in den Bereichen Bühnentechnik oder Veranstaltungsorganisation sammeln.“

Dass dieses Zusammenspiel auch auf Kritik stößt, ist ihm durchaus bewusst. „Manche bemängeln, dass Pädagogen bei kommerziellen Konzerten mitwirken.“ Doch gerade diese Konzerte finden aus seiner Sicht durchaus berechtigt mit Unterstützung des Jugendhauses statt. Einerseits werde die Clubszene in der Landeshauptstadt durch die Spielstätte Club Cann bereichert, andererseits knüpfe das Jugendhaus auf diese Weise Kontakt zu Konzertveranstaltern und sorge so für eine positive Außenwirkung.

Im Jugendhaus wird nicht nur musiziert

Die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit ist es auch, die den 43-Jährigen in Bezug auf die Jugendlichen umtreibt. Wie die Einwohner des Stadtbezirks stammen auch die Besucher des Jugendhauses aus unterschiedlichen Kulturen, Religionen und sozialen Milieus. „Ob es den Leuten passt oder nicht, aber alle Besucher sind unsere Jugendlichen, auch wenn manche etwas lauter und schwieriger sind.“ Wichtig sei es deshalb, möglichst alle zu integrieren, „sodass der Stadtbezirk zusammenwächst“. Durch ehrenamtliche Mitarbeit, Unterstützung durch Sozialarbeiter und -pädagogen oder indem die Interessen der Besucher gefördert werden – wie im hauseigenen Tonstudio. „Bei den Jugendlichen ist derzeit derber Rap das Thema. Nicht ganz mein Geschmack“, sagt Glaßmann. Aber auch Bands können im Cann proben oder Musik aufnehmen. „Vielleicht tritt der eine oder andere ja eines Tages im Cann auf.“

Im Jugendhaus wird jedoch längst nicht nur musiziert: Es gibt für „die nächste Generation Besucher“ ein Kindercafé, gemeinsame Freizeiten in den Ferien, Ausflüge ins Schwimmbad oder auf den Sportplatz, sogar ein Grillwürstchen-Verkauf bei VfB-Heimspielen wird von Jugendlichen durchgeführt. Außerdem wird Hilfe bei den Hausaufgaben oder bei Bewerbungen angeboten, „die künftig weiter ausgebaut werden soll“. Genau wie das Angebot im „offenen Bereich“ des Jugendhauses mit Café, Tischkicker oder auch Kochkursen.

Ein Projekt möchte Glaßmann mit den Besuchern bald umsetzen: Er will das Wissen aus seinem früheren Beruf als Filmemacher weitergeben und mit den Jugendlichen Videos produzieren. „Erst einmal im Kleinen, aber vielleicht drehen wir ja eines Tages ein Rapvideo“, sagt Glaßmann.