Im „Krummhardter Dorflädle“ gibt es die Geselligkeit beim Einkauf seit mehr als zehn Jahren gratis dazu.

Aichwald - Nachdem sich der letzte Ladenbesitzer im Aichwalder Teilort Krummhardt verabschiedet hatte, nahmen die Dorfbewohner die Sache einfach selbst in die Hand. Mit einem Wurfschreiben sei zu einem Gründungstreffen für eine Vereinsgründung eingeladen worden, erinnert sich Gudrun Münch. Der Vereinszweck sollte der Betrieb eines Geschäftes zur Nahversorgung sein. Vorbild sei der Dorfladen in Weinstadt-Schnait gewesen. Mehr als zehn Jahre ist das inzwischen her. Die Resonanz sei überwältigend gewesen. Und die Begeisterung der Krummhardter für ihr Dorflädle ist seitdem ungebrochen, erklärt die Schriftführerin des Vereins.

 

Derzeit engagierten sich 23 ehrenamtliche Verkäufer im Alter zwischen 30 und 76 Jahren, rund 130 Familien seien Mitglied. Das sei etwa die Hälfte aller Einwohner. „In Krummhardt wohnen viele engagierte Leute“, sagt Münch. Durchschnittlich kämen rund zwanzig Kunden am Tag in das Geschäft, samstags etwas mehr. In der Regel kauften sie Kleinigkeiten, für die sie sich nicht mit dem Auto zum nächsten Supermarkt fahren wollten, meint die 67-Jährige. Ihre Wocheneinkäufe machten nur wenige im Dorflädle. Vor allem für Menschen ohne eigenes Auto, Senioren und Kinder, sei das Dorflädle dennoch eine wichtige Einrichtung. Ansonsten gebe es in Krummhardt keine Einkaufsmöglichkeit. Wer noch einige Eier und etwas Mehl zum Kuchenbacken brauche oder im Sommer ein Eis genießen wolle, der komme ins Dorflädle: „Man hat einen kurzen Weg.“

Die Nahversorgung alleine ist es aber nicht, die dem Dorflädle-Verein seine stabile Entwicklung in den vergangenen zehn Jahren ermöglicht hat. „Es ist auch ein Treffpunkt. Hier finden viele Gespräche statt“, erklärt Münch, bevor sie von ihrem Vereinskameraden Franz Allmendinger beansprucht wird. Dieser ist mit einem Korb frisch gepflückter Zwetschgen in den Laden gekommen, den Münch spontan mit einem Preis auszeichnet.

Vor dem Geschäft haben die Vereinsmitglieder einige Sitzgelegenheiten bereitgestellt. Gerade im Sommer kämen nach dem Feierabend oft noch einige Besucher vorbei, um ein kühles Getränk im Freien zu genießen. Bei schlechtem Wetter gibt es hinter dem Verkaufsladen einen Gesellschaftsraum mit Bücherregal, Kaffeemaschine und Fernseher. „Im Winter gibt es regelmäßig Kinoabende“, erklärt die Schriftführerin Münch. Vorne im Laden hat inzwischen Tine Winkler einige Artikel für ihren Einkauf zusammengestellt. „Ich finde es schön, zu Fuß einkaufen zu können“, sagt sie und verabschiedet sich.

Das Sortiment beschaffen drei Einkäuferteams. Die Artikel werden von Supermärkten aus der Umgebung bezogen. Auch ein örtlicher Bauernhof und ein Bäcker zählen zu den Zulieferern des Dorflädles. Was genau in den Regalen angeboten wird, bestimmen die Vereinsmitglieder. Schließlich gibt es nur 23 Quadratmeter Verkaufsfläche. „Über die Eier haben wir lange diskutiert“, erinnert sich die Schriftführerin.

Nun würden Eier aus Bodenhaltung angeboten. Die Artikel verkauft der Verein zum Selbstkostenpreis an seine Mitglieder. Die Kosten für den Ladenbetrieb werden über die Vereinsbeiträge von vier Euro monatlich abgedeckt. Die Mitarbeiter des Dorflädles arbeiten ehrenamtlich. „Sonst würde es nicht funktionieren. Vom Umsatz allein könnten wir nicht überleben“, ist sich Gudrun Münch sicher.