Kann man Blutspenden eigentlich zur Kunst erklären? Der für provokante Arbeiten bekannte Stefan Strumbel hat das in der Göppinger Stadthalle zusammen mit dem DRK versucht.

Göppingen - Große Namen wie die Künstler Per Kirkeby, Fritz Schwegler und Klaus Heider haben ihre Spuren bereits im öffentlichen Göppinger Raum hinterlassen. Jetzt reiht sich auch der Offenburger Stefan Strumbel ein, der es mit seinen meist provokanten Drucken und Skulpturen zum Thema Heimat bis in die Sammlungen von Karl Lagerfeld und Hubert Burda geschafft hat. In der Göppinger Stadthalle lud der Künstler gemeinsam mit dem Roten Kreuz und dem Kunstverein zu der ungewöhnlichen Performance „Spende Blut“ ein.

 

Alles sah eigentlich aus wie immer: Vor der Stadthalle präsentierte sich das Rote Kreuz mit seinen schmucken Fahrzeugen, während sich die ehrenamtlichen Helfer sowie die Schwestern und Ärzte vom Blutspendedienst Baden-Württemberg-Hessen im Foggiasaal routiniert um die Spender kümmerten. Ungewöhnlich waren lediglich die kleinen Geschenke, die alle Spender nach dem Registrieren von Veronika Adam vom Kunstverein überreicht bekamen: Dabei handelte es sich um eine weiße Stofftasche mit Aufdruck. Wer genauer hinsah, erkannte einen großen Tropfen, der in signalgelber Farbe leuchtete, und im Innern befand sich ein kleines Flugblatt mit der Aufschrift: „Danke für Ihre Blutspende“.

„Das ist für mich keine Kunst“

An Stelle des Roten Kreuzes bedankte sich hier der Göppinger Kunstverein, weil dieser zu dem eigens anberaumten Spendentermin aufgerufen hatte. Nicht jedem der mehr als 60 Spender, die bereits in der ersten Stunde ihr Blut wie üblich für eine Klinik zur Verfügung stellten, war dieser Umstand aufgefallen, andere waren extra gekommen, um Teil der Performance zu werden. Eine Absicht, die der Kunstverein so angekündigt hatte: „der öffentliche Raum präsentiert sich in dieser Performance als Netzwerk des Spendens und Empfangens,“ und die Blutspende werde in Anlehnung an Joseph Beuys als „soziale Skulptur“ inszeniert. Eine Absicht, die sich nicht jedem erschloss und auch zu Kommentaren führte wie „das ist für mich keine Kunst“. Michael Kraus vom Blutspendedienst und des Roten Kreuzes Ulla Rapp, die DRK-Kreisbereitschaftsleiterin lobten jedenfalls den guten Zulauf. Sie seien froh über jede Art der Kooperation, da landesweit pro Tag rund 2000 Blutspenden gebraucht würden.

Performance wird im November vollendet

Stefan Strumbel genoss derweil die Gespräche mit den Besuchern über Kunst. „Ich bin mit vielen verabredet und hoffe, dass sie den Weg in die Kunsthalle finden werden, denn dort wird die Performance vollendet, wenn wir die Leute reinholen“, erklärte er. Strumbel spielt auf die Jahresausstellung des Kunstvereins an „Stefan Strumbel. Handle with care“. Sie wird am 20. November eröffnet. Viel verraten möchte der Künstler zu diesem Termin noch nicht, denn für Strumbel ist es ein Blind date mit der Kunst, zu dem er einlädt. Immerhin war zu hören, dass der Offenburger dafür in einer Werkstatt in Rottweil an einer Skulptur arbeitet.