In Australien kämpfen die Menschen nach wie vor mit gewaltigen Bränden. Auch global gesehen haben in diesem Jahr in manchen Regionen ungewöhnlich heftige Feuer gewütet.
Sydney - Die heftigen Buschfeuer in Australien halten die Menschen dort auch über Weihnachten in Atem. Besonders betroffen sind Queensland und New South Wales, wobei allein in diesem Bundesstaat bisher geschätzte drei Millionen Hektar Buschland verwüstet wurden. Derzeit brennen dort nach wie vor 110 Feuer, von denen 60 außer Kontrolle sind. Über das vergangene Wochenende brannten weitere hundert Häuser ab. Zwei freiwillige Feuerwehrleute kamen jetzt ebenfalls ums Leben, als ein Baum auf ihr Feuerwehrauto stürzte.
Inmitten all des Elends rührt eine vorweihnachtliche Geschichte die Australier. Rechtzeitig vor Weihnachten hat eine junge Mutter, die ihr gesamtes Hab und Gut durch ein Feuer verloren hat, ein neues Haus gewonnen. Eine Freundin hatte in ihrem Namen an einem Preisausschreiben teilgenommen. Das Haus selbst ist zwar nur sechs mal 2,5 Meter groß – es ist ein sogenanntes Tiny House –, doch es besitzt alles, was Nina Jongen und ihre neunjährige Tochter Miwanyo brauchen: ein Schlaf- und Wohnzimmer, Bad, Küche und Terrasse. Und es wurde pünktlich vor Weihnachten geliefert – mit geschmücktem Weihnachtsbaum, Geschenken und einer gut gefüllten Vorratskammer.
Das Elternhaus verloren
In Jongens Heimatort Nymboida, knapp 700 Kilometer nördlich von Sydney gelegen, waren über 80 Häuser abgebrannt, als ein Buschfeuer Anfang November durch die waldige Region zog. Auch Jongens Ziegelhaus, das ihre Eltern vor 32 Jahren gebaut hatten, war völlig zerstört worden. Nun will sie nicht nur ihr Haus wiederaufbauen, sondern auch den Busch außen herum regenerieren. Die vorher so üppigen Wälder plötzlich schwarz und verkohlt zu sehen, habe bei ihr und ihrer Tochter ein Gefühl der „ökologischen Trauer“ ausgelöst, erklärte die Frau.
Die derzeit in Australien wütenden Brände reihen sich ein in ein heftiges „Feuerjahr“ mit Bränden, die teilweise „sehr ungewöhnlich“ waren, wie es die Experten des Copernicus-Atmosphärenüberwachungsdienstes (CAMS) beschreiben. Das satellitengestützte Erdbeobachtungsprogramm der Europäer liefert frei zugängliche Umweltdaten, darunter auch eine Analyse der weltweiten Wald- und Buschbrände. Aus den jetzt veröffentlichten Daten geht hervor, dass bis zum 30. November weltweit schätzungsweise 6735 Megatonnen CO2 durch die Brände in die Atmosphäre gelangten. Zwar wurde seit 2003 bereits dreimal die 8000-Megatonnen-Marke erreicht oder sogar überschritten, doch dieses Jahr ist durch einige „sehr ungewöhnliche Aktivitäten“ gekennzeichnet, wie es die CAMS-Forscher formulieren. So wurden Wald- und Buschbrände in Gebieten und in Zeiträumen beobachtet, die normalerweise zu diesen Jahreszeiten keine Feuer aufweisen – zumindest keine so schlimmen.
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Dazu gehört auch Australien. Dort fingen die Buschfeuer bereits im September an und steigerten dann vor allem Anfang November ihre Intensität. In einigen Regionen brannte es so intensiv wie noch nie in den vorangegangenen 16 Jahren. Der dichte Rauch machte in manchen Gebieten den Tag zur Nacht – und er führte zu einer so hohen Feinstaubbelastung, dass mancherorts der Ausnahmezustand ausgerufen werden musste. Die Feuer sind so gewaltig, dass ihr Rauch über den Südpazifik hinweg bis Südamerika weht.
Neben Australien und den üblichen Dauerbrandregionen wie etwa Afrika und Madagaskar sind den CAMS-Wissenschaftlern in diesem Jahr vier weitere ungewöhnliche Feuer-Schwerpunkte aufgefallen. Dazu gehören die Flächenbrände in Syrien im Frühjahr sowie zu Beginn des Sommers. Vor allem Ende Mai brannte es dort heftig, als es überdurchschnittlich heiß und trocken war. So verbrannten viele Weizen- und Gerstenfelder, wodurch die Versorgung der Menschen dort mit Nahrungsmitteln gefährdet wurde.
Heftige Brände nördlich des Polarkreises
Anfang Juni wüteten dann in der Arktis nördlich des Polarkreises Waldbrände, die im Hinblick auf ihre geografische Lage, ihr Ausmaß und ihre Dauer laut CAMS „nie dagewesene Maßstäbe erreichten“. So brannte es über „einen außergewöhnlich langen Zeitraum von Juni bis August“ unter anderem in Alaska, Jakutien und Sibirien. Ursache war auch hier außergewöhnlich heißes und trockenes Wetter.
Sorgen bereitete den Feuerforschern auch Indonesien und das Amazonasbecken. In beiden Regionen erreichten 2019 die durch die übliche Brandrodung entstandenen Feuer ungewöhnliche Ausmaße. In Indonesien kam noch eine ungewöhnliche Trockenheit hinzu, so dass dort die Brände intensiver waren als im Durchschnitt der vergangenen 16 Jahre. „Tausende Hektar ökologisch wichtigen Landes fielen den Flammen zum Opfer“, berichten die Experten. Und in Südamerika blieb die Politik der Brandrodung von Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro nicht ohne Folgen: Wie Satellitenbilder zeigten, breiteten sich im August Rauchschwaden über Millionen von Quadratkilometern aus, die vor allem durch die Feuer im Westen des Amazonasbeckens entstanden.