In Italien beginnt nun endlich die Restaurierung des Kolosseums in Rom. Sie soll drei Jahre lang dauern. Das Projekt wird privat von dem Edelschuh-und Modefabrikanten Diego Della Valle finanziert. Das ist heftig umstritten.

Rom - Riesenaufregung in Rom: Ein Stein ist zu Boden gefallen! Einer aus dem Kolosseum! Wieder einer, wie schon 2010, 2011, 2012! Die Lokalzeitungen machen eine Serie draus und warnen in flammenden Worten: Das berühmteste Monument der Ewigen Stadt stürzt ein!

 

Tatsächlich? Sie haben Gerüste aufgebaut in den vergangenen Wochen, bis auf fünfzig Meter Höhe. Aber diese dienen weder zur Ersten Hilfe noch zur letzten Rettung: Nach jahrelanger Verschiebung beginnt endlich eine ganz normale Restaurierung des 1933 Jahre alten Amphitheaters. 25 Millionen Euro steckt der Edelschuh- und Modefabrikant Diego Della Valle („Tod’s“, „Fay“) in das Projekt – und obwohl kein anderer diese Summe aufgebracht hätte, der Staat gleich gar nicht, bremsten Bürgerkomitees und Verbraucherschützer die Arbeiten. Der Unternehmer werde das Kolosseum mit Werbeplanen zuhängen, hieß es; es gehe nicht an, dass ein Großkapitalist ein Kulturgut der Menschheit okkupiere.

Della Valle beruhigte; Gerichte erlaubten ihm, sein Geld fürs Kolosseum auszugeben; jetzt geht’s los. Abgetragen wird der Ruß aus Milliarden von Autoauspuffen, stabilisiert wird der Travertin an den Außenseiten, den die Luftverschmutzung angefressen hat, überprüft werden die Eisenklammern, die seit zweihundert Jahren die Blöcke des riesigen Steinovals da und dort zusammenhalten. Die steilen, antiken Treppenaufgänge sollen gesichert, neue Rundgänge für die jährlich fünf Millionen Besucher erschlossen und Ausstellungsflächen geschaffen werden – das alles binnen dreier Jahre, während das Kolosseum geöffnet bleibt.

Das Kolosseum hat schon Schlimmeres überstanden

Und die Bausubstanz als solche? „Kein Problem“, sagt Rosella Rea, die Direktorin. Das Kolosseum hat schon Schlimmeres überstanden: Brände, Teileinstürze, Erdbeben von Anfang an. Schon im fünften Jahrhundert wurde es als unsicher verlassen. Zahlreiche herabgestürzte Travertinblöcke haben Verwendung in römischen Barock-Palazzi gefunden; andere wurden zur Verschönerung des Petersdoms systematisch abgebaut.

Aber seit die Päpste das Kolosseum zur Gedenkstätte für die antiken Märtyrer gemacht und seit das neunzehnte Jahrhundert mit Strebepfeilern und Teil-Rekonstruktionen das Kolosseum stabilisiert hat, gilt der Bau im Prinzip als gerettet.

Das Kolosseum wiederum mit seinen Millionen-Erlösen aus den Eintrittskarten rettet den Rest der römischen Sehenswürdigkeiten. Die 25 Millionen, die der Staat dank dem Modefabrikanten Diego Della Valle spart, fließen nun (hoffentlich) in die zahllosen kleineren Monumente der Ewigen Stadt, wo historisch wertvolle Steine tagtäglich bröseln – ohne eine einzige Schlagzeilen zu machen.