An diesem Donnerstag beginnt in Heidenheim der Degen-Weltcup der Männer. Der Veranstalter hätte ausgewählte Russen und Belarussen zugelassen – angemeldet hat sich aber keiner der Sportler.
Die Frage, ob Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus trotz des Angriffskrieges in der Ukraine der Weg zurück auf die große Bühne ermöglicht wird, beschäftigt den Sport weiterhin. Der Landessportverband Baden-Württemberg (LSV) hat Anfang Dezember seine Antwort gegeben: Weil der Fecht-Weltverband als eine der ersten Organisationen überhaupt beschlossen hatte, Russen und Belarussen als neutrale Athleten (ohne Flaggen, Hymnen und Abzeichen) wieder zuzulassen, sofern sie nicht dem Militär angehören oder den Krieg aktiv unterstützt haben, machte der LSV von seinem Hausrecht gebraucht – und sperrte die Halle am Olympiastützpunkt Tauberbischofsheim, in der im Mai 2024 der Weltcup der Florettfechterinnen hätte stattfinden sollen. Daraufhin wurde die Veranstaltung abgesagt. Und nach Heidenheim geschaut.
Denn nur rund 150 Kilometer südlich von Tauberbischofsheim beginnt an diesem Donnerstag der Degen-Weltcup der Männer. Der Gemeinderat der Stadt Heidenheim, die Hausherrin der Karl-Rau-Halle ist, hatte einer Teilnahme von Russen und Belarussen als neutrale Athleten frühzeitig zugestimmt. Offen war danach, wer sich für das Turnier anmeldet. Und was die Bundesinnenministerin tun würde. Schließlich hatte Nancy Faeser („Keine Bühne für Kriegstreiber Putin“) im April 2023 angekündigt, Sportlern aus Russland und Belarus, die an Wettkämpfen in Deutschland teilnehmen wollen, keine Visa auszustellen und ihnen dadurch die Einreise zu verwehren. Ob die SPD-Politikerin das auch tatsächlich durchziehen würde? Bisher musste sie das noch nicht unter Beweis stellen – was sich nun auch vor dem Degen-Weltcup in Heidenheim nicht ändern wird.
Bis zum Meldeschluss am Montagabend hatte sich zwar die stattliche Anzahl von 349 Fechtern angekündigt, ein Degenspezialist aus Russland oder Belarus aber ist nicht darunter. In Frage gekommen wäre nach Auskunft der Veranstalter in Heidenheim zum Beispiel Sergej Bida, der nach einer internen Prüfung durch den Fecht-Weltverband die Starterlaubnis als neutraler Athlet erhalten habe. Warum er nicht dabei ist? „Darüber“, sagt Turnier-Sprecherin Franziska Mayr, „liegen uns keine Information vor.“