Gut 200 Menschen sind einem Aufruf des Bündnisses „Zusammen gegen Rechts Rems-Murr“ gefolgt und haben gegen Rassismus protestiert. Anlass waren die rechten Umtriebe auf einem Grillplatz bei der Alfdorfer Hummelgautsche.

Alfdorf - Solidarität und Respekt statt Rassismus – dafür haben am Samstag in Alfdorf gut 200 Menschen aller Altersgruppen, Einheimische und Auswärtige, demonstriert. Der Anlass für die Kundgebung am Rande des Rems-Murr-Kreises war unter anderem die Tatsache, dass sich auf einem Grillplatz auf Alfdorfer Gemarkung eine rechte Gruppierung gegründet hatte, die Anschläge plante. Deren Mitglieder waren vor zwei Wochen bei Razzien festgenommen worden.

 

Zu der Protestveranstaltung auf dem Marktplatz, bei der es auch Informationsmaterial zu rechtsextremen und rassistischen Gruppierungen wie Combat 18 oder dem Ku-Klux-Klan gab, hatte das Bündnis „Zusammen gegen Rechts Rems-Murr aufgerufen“. Dessen Sprecher Tim Neumann war sehr zufrieden mit der Beteiligung. „Wir haben hier in Alfdorf vorab Flyer in die Briefkästen gesteckt und sind am Freitag beim Wechsel von der Nacht- zur Frühschicht am ZF-Werk gestanden und haben Flugblätter verteilt.“

Warnung vor Spaltung von Belegschaften

Denn nicht nur bei Daimler, sondern auch beim ZF Konzern, einem der größten Automobilzulieferer, der auch in Alfdorf einen Standort hat, sei die rechte Gewerkschaft Zentrum Automobil aktiv, sagte Peter Yay-Müller von der IG Metall bei der Kundgebung: „Die Rechten streuen in den Betrieben ihre Saat, die uns spalten soll.“

Die rechten Umtriebe im Rems-Murr-Kreis seien in den vergangenen fünf, sechs Jahren zwar etwas zurückgegangen, sagte der Bündnis-Sprecher Tim Neumann, „aber der Nährboden ist noch da“. Deshalb gelte es, „klare Kante zu zeigen“. Das sieht auch Ruth Bauer so. „Es ist wichtig, dass man gegen Rechts aufsteht“, sagte die Alfdorferin. Die Umtriebe der „Gruppe S“ auf Alfdorfer Boden hätten sie nicht wirklich verwundert. Hans-Jürgen Marzel auch nicht. Der 65-Jährige war aus Welzheim zur Kundgebung gekommen und freute sich über die recht große Zahl der Teilnehmer. Er habe befürchtet, dass nur eine Handvoll Leute kommen werde, sagte Marzel, der findet, dass man in der Gegend in Bezug auf die Zeit des Nationalsozialismus und das KZ Welzheim noch einiges aufzuarbeiten habe.

Rechte Umtriebe sind keine Überraschung

Auch Niclas Veit hat sich am Samstag von Welzheim nach Alfdorf aufgemacht. „Kundgebungen auf dem Land sind ja meist nicht so gut besucht“, sagte der 24-Jährige, der gerne in Welzheim wohnt und mit seiner Teilnahme zeigen wollte, „dass nicht jeder, der auf dem Land lebt, ein rechter Vollidiot ist“. Dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft eine rechtsextreme Gruppierung gegründet habe sei schon krass, findet er: „Aber das zeigt, dass man nicht nach Sachsen schauen muss, auch hier gibt es Leute mit einer verqueren Weltanschauung.“

Antje Probst war mit ihrer ganzen Familie, den erwachsenen Kindern und den Enkeln, zur Demo gekommen. „Ich habe zu den Kindern gesagt: ,Wir gehen da hin’, obwohl wir um 14 Uhr noch Taufe haben“, berichtete sie. Die Nachrichten über rechte Umtriebe in der Umgebung seien für sie keine Überraschung gewesen: „Im Jahr 2002 habe ich das zum ersten Mal erlebt, da sind wir nachts aufgewacht, weil ein Großeinsatz der Polizei war.“ Der Grund: In einer Kneipe in der Nachbarschaft wurde Hitlers Geburtstag gefeiert.

An dieses Lokal kann sich auch Klaus Hinderer, der stellvertretende Alfdorfer Bürgermeister und ehemalige Sprecher der Polizeidirektion Waiblingen, gut erinnern: „Da hatte Alfdorf einen Makel weg.“ Der Staatsschutz habe damals sehr gute Arbeit geleistet und viele Kontrollen gemacht: „Das hat sich ausgezahlt, seitdem war eigentlich Ruhe.“ Das Gründungstreffen der Gruppe S, so seine Überzeugung, „hätte auch am Bodensee oder sonst irgendwo sein können“. Er freue sich über den „absolut friedlichen Charakter der Kundgebung“ und darüber, „dass sich Alfdorfer ausgesprochen haben für diese Aktion und gegen Rechtsterrorismus“.