Demonstration in Stuttgart Warum sich Klimaaktivisten so auf die LBBW fokussieren

Vor der LBBW am Pariser Platz in Stuttgart haben Demonstranten gegen die Finanzierung von Kohleprojekten demonstriert. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Mehrere Klimaschutzaktivisten – etwa von Fridays for Future, dem BUND oder Extinction Rebellion – haben am Freitag gegen die Landesbank Baden-Württemberg protestiert. Woher kommt der Groll?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Es ist noch nicht lange her, da haben Klimaaktivisten von Fridays for Future mit einem Bündnis von rund 40 Mitgliedern – darunter Luisa Neubauer – der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) einen offenen Brief geschrieben. Keinen sehr freundlichen Brief. Die Aktivisten werfen der LBBW vor, das umstrittene Kohleprojekt im Akbelen-Wald zu unterstützen. Akbelen gilt als Hotspot des Umweltschutzes in der Türkei. Im Sommer wurde dort mit Rodungen begonnen.

 

Obwohl die LBBW schnell reagierte und es inzwischen ein persönliches Gespräch zwischen Vertretern beider Seiten gab, das zumindest die LBBW-Sprecherin Angela Brötel als „engagiert und konstruktiv“ bezeichnet, haben rund 25 Klimaschutzaktivisten am Freitag auf dem Pariser Platz in Stuttgart gegen die „klimaschädlichen Investments der LBBW“ demonstriert.

Aktivisten sprechen von „Inkonsequenz“ bei der LBBW

Begründet wird der Protest damit, dass die LBBW zwei Braunkohlekraftwerke in der Türkei finanziere – und somit das Geld ihrer Kundinnen und Kunden in Projekte und Unternehmen stecke, die der Umwelt schaden und Menschenrechte verletzen. Die Nachhaltigkeitsvorgaben der Bank seien „zurückhaltend und inkonsequent“, da lediglich Firmen, die neue Kohlekraftwerke bauen, von Finanzierungen ausgeschlossen seien, nicht aber jene, die am Kohletransport oder an neuen Kohleminen beteiligt sind.

Die LBBW streitet dies nicht ab. Es wird eingeräumt, dass Energieunternehmen mit Finanzierungen unterstützt werden, bei denen der Abschied von Kohle noch nicht abgeschlossen sei. „Entscheidend ist für uns, dass uns die Unternehmen einen klaren Transformationsplan vorweisen können“, sagt die LBBW-Sprecherin Angela Brötel.

Nicht nur die LBBW steht im Fokus

Zu dem Projekt in der Türkei äußert sie sich nicht. Das „könne und dürfe“ sie aufgrund des Bankgeheimnisses nicht, heißt es. Allerdings betont die Sprecherin, dass die LBBW einen klaren Fahrplan zum Ausstieg aus der Kohlefinanzierung verfolge und „sich eine der strengsten Kohlerichtlinien in der deutschen Bankenbranche gegeben hat“.

Doch warum schießen sich Klimaaktivisten zurzeit so auf die LBBW ein? Gibt es nicht etliche Firmen und Banken, die klimaschädlich arbeiten?

Ein Aktivist der Gruppe Extinction Rebellion, der sich selbst Robin nennt, betont, dass sie nicht nur die LBBW im Fokus hätten, sondern etwa auch das Bahnprojekt Stuttgart 21, die EnBW wegen dem Bau von Gaskraftwerken sowie das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner wegen dem Bau von Kohlekraftwerken. Auch wollten sie gegen die Rodung von 100 Bäumen auf dem Uni-Campus in Vaihingen protestieren, wovon etwa 20 Bäume 100 bis 200 Jahre alte Eichen seien, sagt Robin.

Aktivisten ärgern sich auch über Landesregierung

Doch am Beispiel der LBBW zeige sich die Verflochtenheit von Politik und Wirtschaft, sagt Robin. Immerhin seien die Stadt Stuttgart und das Land Baden-Württemberg zusammen der größte Eigentümer der Landesbank. Und es wirke zynisch, wenn die Landesregierung dann sage, dass sie Baden-Württemberg als „Klimaschutzland zum internationalen Maßstab“ machen wolle, in der Realität aber ganz anderes agiere.

Gegen Extinction Rebellion laufen derzeit Gerichtsverfahren. Zum Weltspartag im Herbst 2021 hatten Aktivisten mehrere Geldautomaten der BW-Bank mit Aufklebern lahmgelegt oder zumindest kurzzeitig nicht nutzbar gemacht. „Die Nutzung dieses Automaten gefährdet Menschenrechte und Lebensgrundlagen“, stand auf den Stickern.

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