Der Vaihinger Bildhauer David Verstege hat ein vergessenes Denkmal unterm Fernsehturm restauriert.

Degerloch - Erst fraß sich das Wasser mit Hochdruck durch den Dreck. Dann legte David Verstege selbst Hand an, mit einem Pinsel, den er in braune Spezialfarbe tunkte. „Die Schrift war verblasst“, sagt der Bildhauer aus Vaihingen. Gekonnt zog er am vergangenen Mittwoch, 15. August, die Linien nach. Nun ist wieder zu lesen, zu wessen Gedenken der Stein dereinst aufgestellt wurde: Turnvater Friedrich Ludwig Jahn. „Es war klar, dass das Denkmal gereinigt werden musste. Jetzt ist es wieder hübsch.“

 

Lange Zeit war der Stein kaum mehr als ein grauer Klotz, der von Efeu umschlungen aus dem Boden lugte. Er steht im Dickicht unterm Fernsehturm, kein Weg führt zu ihm. Vor mehr als 100 Jahren hatten Stuttgarter Turner einen Baum an dieser Stelle zur Jahn-Eiche erkoren und mit dem Steinblock markiert. Damit wollten sie an den Begründer der deutschen Turnbewegung erinnern. Die Eiche ist mittlerweile aber gefällt worden.

Anbindung nach Nirgendwo

Die Autos rollen auf der viel befahrenen Jahnstraße zwar keine zehn Meter von dem Denkmal entfernt vorbei. Doch wer nicht weiß, dass es dort steht, würde es an dieser Stelle nicht vermuten. Wohl deshalb war es vergessen worden. Erst ein Bericht im BLICK VOM FERNSEHTURM hatte die Stadt auf den Stein aufmerksam gemacht. Das Forstamt beauftragte daraufhin den Vaihinger Bildhauer.

Künftig werden städtische Mitarbeiter bei ihren routinemäßigen Rundgängen durch den Wald nach dem Stein schauen. „Er bedarf aber keiner intensiven Pflege“, sagt Hagen Dilling vom Forstamt. Wer ihn besichtigen will, muss weiterhin über Äste steigen. Das Gestrüpp wird nicht weggeschafft. „Es verrottet. In spätestens zwei Jahren ist nichts mehr davon übrig.“ Die Forstarbeiter lassen kleinere Äste meist absichtlich liegen, denn „in der Rinde sind die meisten Nährstoffe“.

Ein Weg soll ebenfalls nicht angelegt werden. Dieser wäre „ohne Anbindungsmöglichkeit nach Nirgendwo“, wie Dilling es scherzhaft formuliert. Und noch ein weiterer Grund spricht dagegen: „Das ist kein attraktiver Ruhepunkt.“