Nun ist die Restaurierung an der Reihe – die einzigartige Stoffsammlung der Pausa in Mössingen im Kreis Tübingen erhält 135.000 Euro aus der Denkmalförderung des Landes.

Mössingen - Viele Textilfabriken legten keinen großen Wert auf ihre Vergangenheit, Entwürfe und Stoffmuster wurden weggeworfen. Bei der Firma Pausa in Mössingen (Kreis Tübingen) verhielt es sich ganz anders. Deren Stoffsammlung beinhaltet Entwürfe und Drucke aus mehr als acht Jahrzehnten Firmengeschichte. Rund 100 000 Stoffmuster, mehr als 10 000 gemalte Entwürfe und rund 700 Musterbücher sind als mutmaßlich größte und sehr bedeutende Stoffsammlung Europas erhalten geblieben, allerdings in einem mehr oder weniger schlechten Zustand.

 

„Doch nun kommt die Konservierung und Restaurierung der weltberühmten Sammlung ein großes Stück voran“, erklärt die Tübinger SPD-Landtagsabgeordnete Rita Haller-Haid und verweist auf die aktuell beschlossene Unterstützung aus dem Denkmalförderprogramm des Wirtschafts- und Finanzministeriums. 135 000 Euro stellt das Land bereit. Nach Angaben der Abgeordneten erhält das Projekt den höchsten Anteil für kommunale Projekte der zum Erhalt baden-württembergischer Kulturdenkmäler vorgesehenen drei Millionen Euro. Das Geld stammt aus Erlösen der Staatlichen Toto-Lotto GmbH.

Große Künstler arbeiteten für die Pausa

Nach 1919 führten die Brüder Felix und Artur Löwenstein die Firma, doch 1935 mussten die Unternehmer jüdischen Glaubens die Pausa auf Druck der Nationalsozialisten weit unter Wert verkaufen. Die Pausa erhielt auch nach dem Zweiten Weltkrieg internationale Beachtung wegen der überragenden drucktechnischen sowie künstlerischen Qualität der Produkte. Mit „Künstlerstoffen“ nach Entwürfen von Willi Baumeister, HAP Grieshaber, Leo Wallner, Verner Panton, Piero Dorazio und vielen anderen glänzte die Pausa in den 1950er Jahren als erste deutsche Textildruckfirma. 2001 jedoch musste das Unternehmen Insolvenz anmelden, 2004 wurde die Produktion eingestellt.

Sowohl die zwischen 1951 und 1960 errichteten Bauten des Architekten Manfred Lehmbruck wie auch die Sammlung wurden 2005 vom Tübinger Regierungspräsidium in das Denkmalbuch eingetragen. 2006 kaufte die Stadt Mössingen das Gebäudeensemble. In der 2011 sanierten Tonnenhalle sind Einrichtungen wie die Stadtbücherei, der Regionalverband Neckar-Alb und die Diakonie-/Sozialstation Mössingen untergebracht worden.

Seit 2009 wird die Sammlung aufgearbeitet

Im Zuge des Niedergangs der Pausa wurde die Stoffsammlung vernachlässigt, Feuchtigkeit, Schimmelbefall sowie Marder und Mäuse haben dem Bestand zugesetzt. „Durch den jahrelangen Leerstand sind die in den Gebäuden verbliebenen Sammlungen in einen bedenklichen Zustand geraten“, erklärte die Denkmalschutzbehörde.

Seit dem Mai 2009 haben sich Textilrestauratoren, Papierrestauratoren, Textildesigner und verschiedene Hilfskräfte mit der Aufarbeitung der Sammlungen beschäftigt. Die Kulturstiftung des Bundes und die Wüstenrotstiftung finanzierte die Sicherung und Konservierung beziehungsweise die Inventarisierung der Sammlungen. Die Unterstützung aus dem Denkmalförderprogramm trägt nun zur Restauration der Stoffe bei. Sie sollen in Zukunft in einem Museum präsentiert werden, das auf dem Pausa-Gelände entstehen soll.