Vor mehr als sieben Jahren wurde Gustl Mollath aus dem Verkehr gezogen. „Report Mainz“ fasst seine Recherchen zu dem Fall zusammen – und lässt keine Zweifel zu.

Stuttgart - Der 56-jährige Gustl Mollath lebt seit August 2006 in der Psychiatrie, geschlossene Abteilung. Mittlerweile schlägt der Fall des ehemaligen Autoschraubers aus Nürnberg, der mit einer Vermögensberaterin der Hypo-Vereinsbank verheiratet war und ihr im Zuge eines Ehestreits Schwarzgeldverschiebung in die Schweiz vorgeworfen hatte, hohe Wellen. Ist er ein Justizopfer, erfolgreich kalt gestellt von der Ex-Frau, von Gutachtern und einem Richter? Oder ist Mollath doch psychisch krank und gefährlich?

 

Mollath wurde 2006 nach einem Strafverfahren unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung vom Landgericht Nürnberg eingewiesen. Ein Urteil, das heute mehr als fragwürdig gelten darf. Mittlerweile haben sowohl die Verteidigung als auch die Staatsanwaltschaft Antrag auf ein Wiederaufnahmeverfahren gestellt, und im Bayerischen Landtag prüft ein Untersuchungsausschuss die Hintergründe. Die Justizministerin Beate Merk (CSU) ist unter Druck geraten, denn lange Zeit weigerte sich die Staatsanwaltschaft, den Hinweisen Mollaths nachzugehen.

Viele Behauptungen haben sich als zutreffend erwiesen

Mittlerweile ist unbestritten, dass an den Vorwürfen, Vermögensberater der Hypo-Vereinsbank hätten Privatkunden geholfen, Schwarzgeld in die Schweiz zu verschieben, durchaus etwas dran war. Es klingt ja auch in Zeiten, in denen ein munterer Handel mit Steuer-CDs ausgebrochen ist, alles andere als verrückt. Die Bank selbst schrieb in einem internen Gutachten: „Alle nachprüfbaren Behauptungen haben sich als zutreffend herausgestellt.“

2006 wurde Mollath jedoch dessen mehr als 100 Seiten lange, im Streit mit seiner Ex-Frau angelegte Datensammlung zum Verhängnis. Als gegen ihn wegen angeblicher körperlicher Attacken gegen seine Ex-Frau verhandelt wurde, bescheinigte ihm das Landgericht Nürnberg ein „paranoides Gedankensystem“. Dass die Steuerfahnder Mollaths Vorwürfe gar nicht erst ernst nahmen, dafür hatte der Richter zuvor mit einem Anruf selbst gesorgt. Außerdem kam noch heraus, dass der Richter in seiner Freizeit als Handballtrainer beim 1. FC Nürnberg aktiv war – ebenso wie der neue Ehemann von Mollaths Ex-Frau, der damals ebenfalls bei der Hypo-Vereinsbank beschäftigt war.

Es gibt berechtigte Zweifel an Mollaths Darstellungen

Durch hartnäckige Recherchen hat sich die Mainzer „Report“-Redaktion verdient gemacht. „Report“ berichtete im Dezember 2011 als erstes Medium über diesen zunehmend haarsträubenden Fall und brachte, neben der „Süddeutschen Zeitung“, auch den internen Bankbericht im November 2012 an die Öffentlichkeit. Die 45-minütige Dokumentation, die heute in der „Story“-Reihe im Ersten läuft, bietet allerdings nicht viel mehr als eine Zusammenfassung der bereits gesendeten Magazin-Beiträge. „Report“ ist längst Partei und gebärdet sich auch so. Am Ende wird das Urteil gesprochen: „Für uns hat sich der unglaubliche Verdacht bestätigt: Mollath sitzt seit sieben Jahren unschuldig in der Psychiatrie.“

Der Fall hat nun allerdings ein mediales Eigenleben gewonnen, das zu reflektieren auch hilfreich wäre. Zweifel an Mollaths Darstellungen und kritische Anmerkungen zur politischen Instrumentalisierung des Falls haben etwa die Nachrichtenmagazine „Spiegel“ und „Zeit“ veröffentlicht. Es geht unter anderem darum, ob Mollath in der Auseinandersetzung mit seiner Ex-Frau nicht vielleicht doch gewalttätig gewesen sein könnte und möglicherweise auch Autoreifen zerstochen hat. Und ob die Gutachter eben doch nicht so schlampig gearbeitet haben. Im Netz wird darüber heftig diskutiert, im Fernsehen beschränkt sich „Report“ auf das Wiederaufbereiten alter Beiträge. Das ist ein bisschen wenig.