Der Konzern legt Wachstumsplan vor Die Bahn will auch in der Region ausbauen

Die Deutsche Bahn kündigt die größte Kundenoffensive in ihrer Geschichte an. Bis 2030 sollen die ICE- und IC-Netze massiv ausgebaut – auch die Region Stuttgart profitiert vom Wachstumsplan.
Berlin - Der Erfolg der Fernbusse hat die Schwächen und Defizite im deutschen Schienenverkehr aufgedeckt. Nun versucht die bundeseigene Deutsche Bahn AG die Fahrgast- und Umsatzrückgänge in ihren ICE-, EC- und IC-Zügen mit neuen Angeboten zu stoppen. Die Ankündigung findet überwiegend positive Resonanz. Die Verbraucherzentralen fordern aber von der Bundesregierung, die Fortschritte durch einen jährlichen Kontrollbericht von unabhängiger Seite überprüfen zu lassen.
Bahn-Vorstand Ulrich Homburg sprach bei der Vorstellung des Konzepts in Berlin von der „größten Kundenoffensive in der Geschichte des DB-Fernverkehrs“. Er strebt das modernste und größte Netz seit der Bahnreform 1994 an. Damals war die einstige Behörde per Gesetz in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden, die später erfolglos den Börsengang ansteuerte. Seither ist das Netz geschrumpft: Viele Tausend Kilometer Gleise wurden stillgelegt, mit dem Interregio eine ganze Zuggattung abgeschafft, und mehr als 100 Städte wurden vom Fernverkehrsnetz abgehängt.
Das Angebot wird deutlich erweitert
Nun scheint unter Vorstandschef Rüdiger Grube ein Umdenken eingesetzt zu haben. Demnach will die Bahn wieder häufiger unterwegs und auch in der Fläche wieder mehr präsent sein. Bis 2030 soll das Fernverkehrsangebot um 25 Prozent ausgebaut werden. Damit sollen weitere fünf Millionen Bundesbürger direkten Anschluss an ICE- und IC-Züge bekommen und 50 Millionen Reisende pro Jahr neu gewonnen werden.
Um der Konkurrenz von Fernbussen und innerdeutschen Flügen standhalten zu können, will die Bahn ihre schnellen, aber recht teuren ICE-Züge zwischen den Metropolen häufiger und schneller fahren lassen. Bis 2030 soll es über 150 Fahrten pro Tag mehr geben als derzeit und pro Stunde bis zu zwei Verbindungen. Von 2016 an sollen neue Strecken fertig werden und die Reisezeiten verkürzen. Die Flotte soll durch neue Modelle wie den ICX um rund 100 auf 360 Züge ausgebaut werden. In der 1. und 2. Klasse soll kostenloses Wlan und Bordunterhaltung eingeführt werden.
Das in den letzten Jahrzehnten massiv geschrumpfte IC-Netz will der Konzern durch 190 neue Direktverbindungen in die 50 größten Städte wieder erweitern. Bis 2030 sollen nahezu alle deutschen Großstädte im Zwei-Stunden-Takt verbunden werden – auch Heilbronn und Tübingen werden dann angefahren. Dazu sollen unter anderem 120 neue Doppelstock-Züge eingesetzt werden. Fahrkarten soll es zu Sparpreisen ab 19 Euro geben. Dabei wird der Konzern die Bahncards 25, 50 und 100 unverändert lassen, deren Abschaffung zeitweise intern diskutiert wurde, was aber nach Bekanntwerden auf scharfe Kritik stieß. Stattdessen soll es künftig auch Bahncards mit nur drei Monaten Laufzeit geben, die preisgünstiger sind. Ab 2016 sollen Kunden zudem die Sparpreise für ICE und IC bis kurz vor Abfahrt buchen können. Die kostenlose Platzreservierung soll künftig in allen Fernverkehrstickets enthalten sein. Die Bahn lässt sich die Pläne im Fernverkehr nach eigenen Angaben zwölf Milliarden Euro kosten, wobei ein Großteil auf die bereits bestellten Züge entfällt. 1500 neue Arbeitsplätze sollen entstehen.
Einstige Kritiker begrüßen die Pläne
Die Allianz pro Schiene, eine Initiative zahlreicher Umwelt- und Verkehrsverbände, begrüßt das Konzept. Nun sei aber Unterstützung der Politik nötig. So werde die Bahn im Wettbewerb mit Flugzeugen und Bussen immer noch stark benachteiligt, weil Kerosin steuerbefreit sei und Busse keine Straßenmaut zahlten. Nach Ansicht der Verbraucherzentralen kann das DB-Konzept nur der Anfang sein. Nötig sei ein Mentalitätswandel im ganzen Konzern – vom Vorstand bis zum Zugbegleiter – hin zu mehr Kundenorientierung.
Weitere Informationen zum Bahn-Konzept gibt es hier!
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