Dass der Geländewagen Macan rechtzeitig auf dem Markt kam, ist vor allem Oliver Blume zu verdanken. Der Lohn für den Produktionschef: Er wird Porsche-Chef.

Ein bisschen Theaterdonner gehört dazu. Als Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück im Januar in gewohnter Phonstärke seinen versammelten 3000 Kollegen zurief: „Wir werden die Hinhaltetaktik des Arbeitgebers nicht akzeptieren!“, da schien bei dem Sportwagenbauer trotz der Rekordfahrt der letzten Jahre der Haussegen schief zu hängen. Es ging um die Verlängerung des Vertrags zur Standortsicherung – was Management und Betriebsrat schon in der Vergangenheit stets genutzt hatten, für die eigene Klientel etwas mehr herauszuholen.

 

Als die Produktionsvorstände bei Porsche noch Wendelin Wiedeking und Michael Macht hießen, da war es Hücks vorrangige Aufgabe, Zumutungen von der Belegschaft fernzuhalten. Jetzt konnte der Betriebsratschef seinem Verhandlungspartner Oliver Blume, den der Aufsichtsrat am Mittwoch zum Vorstandschef gekürt hat, einen Forderungskatalog präsentieren: Kündigungsausschluss, neue Altersteilzeitregelung, bessere Qualifizierung. Ohne größere Geräuschentfaltung haben die Parteien dann in den folgenden Monaten eine Einigung erreicht, die auch dem Unternehmen Kostensenkungen ermöglicht und die im Juli unterschrieben wurde.

„Das schafft der nie!“

Hück und Blume können miteinander. Sie sind vergleichbar groß, aber da scheinen auf den ersten Blick die Gemeinsamkeiten auch schon zu enden. Hier der hemdsärmelige Arbeiterführer, geboren in Stuttgart, dort der eher kühl wirkende Norddeutsche im gediegenen Businessdress. Blume wirkt, als sei er eher auf Distanz bedacht, aber das täuscht. Im Werk beschreiben sie den einstigen aktiven Fußballer, der sich entsprechend als Mannschaftssportler versteht (allerdings auch der Einzelsportart Tennis etwas abgewinnen kann), als menschlich angenehm, bodenständig und frei von Dogmen; bei der Arbeit ein Macher, der auf die Mitarbeiter zugeht und offen ist für Vorschläge.

Das hat er gleich zu Beginn bei seiner Feuertaufe bewiesen, die den Namen Macan trägt. Als der neue Produktionschef kam, waren sowohl die Erweiterung des Werks in Leipzig als auch das Projekt des kleinen Geländewagens selbst hoffnungslos hinter dem Zeitplan her. Kommentar vieler Porsche-Leute: „Das schafft der nie!“ Hat er aber doch; im Frühjahr 2014 ist alles termingerecht fertig geworden.

Auch der Finanzchef steigt auf

Mit lösungsorientierten Managern wie Blume ist Hück in seiner langen Zeit als Betriebsratschef immer gut zurechtgekommen. Dazu gehört auch Finanzchef Lutz Meschke, der jetzt zur Nummer zwei im Vorstand aufrückt und der vor einem Jahr noch Aufsehen erregte mit der Forderung, die Steinkühler-Pause in der Produktion auf den Prüfstand zu stellen. Prompt sagte ihm Hück damals den Kampf an – um dann vor wenigen Wochen im StZ-Interview einzuräumen, dass sich die Arbeitswelt seit der Vereinbarung dieser Pause im Jahr 1973 womöglich geändert habe. Aufgeben will der Arbeitnehmervertreter die Pause natürlich nicht, allenfalls variieren.

Seit Januar 2013 ist der 47-jährige Blume Produktionschef bei Porsche und von Anbeginn an hat es der gebürtige Braunschweiger mit Themen zu tun, die der frühere Vorstandschef Wiedeking einst „positive Probleme“ genannt hat: Produktionssteigerungen, neue Autos, Erweiterungen, Neubauten. Im ersten Jahr hatte er es mit dem Produktionsstart des spektakulären Sportwagens 918 Spyder und des neuen Geländewagens Macan zu tun. Für den Macan wurde das Werk Leipzig vom Montagebetrieb zur vollwertigen Fabrik mit Karosseriebau und Lackiererei ausgebaut; für den 918 Spyder entstand im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen eine Manufaktur.

Porsche erweitert die Montage

Gegenwärtig entsteht in Zuffenhausen ein neues Motoren- und bald ein neues Karosseriewerk. Nebenbei wurde unter anderem das Erfolgsmodell 911 überarbeitet und im September auf der IAA vorgestellt. Da im nächsten Jahr der Cayman, der gegenwärtig noch bei VW in Osnabrück gebaut wird, nach Stuttgart kommt, erweitert Porsche die Montage. Aus Sicht des Betriebsrats ist auch die Erweiterung der erst 2010 eröffneten Lackiererei notwendig. In Leipzig wird in einen weiteren Karosseriebau investiert, um dort von 2016 an auch den Panamera komplett bauen zu können. Die Produktion ist wie zum Beispiel beim Geländewagen Cayenne mit VW verknüpft, über Werke und über Schwestermodelle.

Dass bisher alles reibungslos verlaufen ist, verdankt der Maschinenbauer Blume, der verheiratet ist und zwei Töchter hat, gewiss auch seiner intensiven Kenntnis des Volkswagen-Konzerns. Hier hat er 1994 als Trainee bei Audi angefangen und kam über weitere Audi-Stationen zehn Jahre später zu Seat nach Spanien. Vor dem Wechsel nach Stuttgart war er seit 2009 Leiter Produktionsplanung für die Marke Volkswagen in Wolfsburg. Die Belohnung für die erfolgreiche Arbeit bekam Blume im Mai, da wurde sein Vertrag vorzeitig um fünf Jahre verlängert. Am 1. Januar 2016 sollte dieser neue Vertrag beginnen; dazu kommt es nun nicht, denn Blume steigt auf.

Wie sein Vorgänger Matthias Müller wohnt auch Oliver Blume in Stuttgart nicht irgendwo in Halbhöhenlage, sondern ist vor einem Jahr in die Stadt umgezogen – der Mann hat sich also eingerichtet..