Für gut sechs Millionen Euro hat das Land in China Desinfektionsmittel bestellt. Doch nach einem halben Jahr harrt es noch der Verwendung: die Aufschrift auf den Flaschen entspricht nicht den EU-Regeln.
Stuttgart - Zu den Abenteuern, die die Corona-Zeit für das baden-württembergische Sozialministerium bereithält, gehört die Beschaffung von Schutzgütern. Manches war zu Beginn der Pandemie ebenso begehrt wie knapp, zum Beispiel Desinfektionsmittel. Krankenhäuser und Arztpraxen befürchteten Engpässe, auf dem Weltmarkt herrschte eine enorme Nachfrage, die die Preise hochtrieb. Also wurde das Ressort von Manfred Lucha (Grüne) aktiv: Bei einer chinesischen Handelsfirma orderte es gleich 600 000 Liter mit Äthylalkohol. Bezahlt wurden fast 6,3 Millionen Euro, was laut einem Sprecher damals „marktüblich“ war. Ein halbes Jahr später hat sich die Versorgung deutlich entspannt; der Marktwert wird inzwischen auf ein Drittel taxiert. Doch die gut eine Million Flaschen harren noch immer ihrer Verwendung. Das Ministerium hat sich zwar von der Qualität des Inhalts überzeugt. Das Chemische Untersuchungsamt in Karlsruhe habe bestätigt, dass das Mittel gegen Coronaviren und Bakterien schütze, ebenso ein weiteres Prüflabor. Nun aber hakt es bei der Verpackung. Die englische Beschriftung der Flaschen, bestätigt das Ministerium, entspreche nicht den EU-Regeln. Solche Flüssigkeiten dürften nur mit einem Warnhinweis in deutscher Sprache vertrieben werden.