Der Filmregisseur Detlev Buck ist wieder da, und wie: In der fein inszenierten Groteske „Wir können nicht anders“ geht er dahin zurück, wo er als Filmemacher einst angefangen hat – in die Provinz.

Stuttgart - Detlev Buck ist nach seiner „Bibi und Tina“-Phase wieder ganz bei sich: Mit „Asphaltgorillas“ hat er 2018 schon eine fein durchchoregrafierte Berliner Gangster-Groteske vorgelegt, nun schiebt er mit „Wir können nicht anders“ gleich noch eine nach. Diesmal spielt die schwarze Komödie auf dem Land nahe der polnischen Grenze – die Titelverwandtschaft zu seinem frühen Film „Wir können auch anders“ (1993) ist kein Zufall.

 

Edda (Alli Neumann), als Studentin in Berlin kläglich gescheitert, gabelt in einer Bar den Juniorprofessor Samuel (Kostja Ullmann) auf, der während eines Kongresses in seinem Wohnmobil schläft. Sie überredet ihn zu einer Spritztour in den nördlichen Oderbruch, wo sie herkommt und wo ihr Vater nun seinen 60. Geburtstag feiert – doch dort werden sie im Wald Zeugen, wie ein kniender Mann mit vorgehaltener Pistole hingerichtet werden soll.

Gut herausgearbeitete Karikaturen

Der Waffenfuchtler ist der Gangster und Investor Hermann (Alexander Geršak), der das Dorf materiell reich und menschlich arm macht. Die Waldesruh ruiniert nun eine fette Pipeline. Mit Hilfe der freiwilligen Feuerwehr, die er als eine Art Privatmiliz rekrutiert hat, bestimmt Hermann die Tagesordnung: Er ist ein Tyrann, drangsaliert Abweichler und protzt lautstark mit seinem zwielichtigen Reichtum. Der Bürgermeister, Eddas Vater, hat längst resigniert – wie alle anderen Dorfbewohner.

Detlev Buck hatte schon einige brillante Auftritte, etwa in „Herr Lehmann“ als „bester Freund Karl“. Nun spielt er selbst diesen Bürgermeister mit dem unendlich müden Blick eines Mannes, der weiß, dass er die Kontrolle verloren hat. Alle Figuren sind gut herausgearbeitete Karikaturen und stark besetzt: Geršak agiert köstlich als Bösewicht, der eigentlich nur geliebt werden will, Alli Neumann als chaotische Femme fatale, bei der alles mit Ansage schiefgeht, Kostja Ullmann als Intellektueller mit starkem Gerechtigkeitsempfinden, der den Mund nicht halten kann, Sophia Thomalla als Dorfschönheit Katja, die im Kaff und an Hermann hängengeblieben ist und sich in den Zynismus zurückgezogen hat.

Deutsche Kleingeistigkeit

Man kennt diese Leute alle, auch den Polizisten, der seine Macht ausnutzt und die Befehlsempfänger, die immer machen, was der Chef sagt. Ständig steht Gewalt im Raum und zwischendurch geht es mit Schusswaffen und Messern auch ordentlich zur Sache in dieser überdrehten Komödie. Der Humor aber ist ein ganz anderer als etwa bei Quentin Tarantino: Buck übertreibt nicht zu sehr, er kopiert nicht amerikanisches Kino, sondern setzt voll auf deutsche Kleingeistigkeit und Kleinkariertheit. Das passt perfekt zur Szenerie, und zwischendurch blickt Buck auch von ferne auf das Dorf und suggeriert ein vermeintliches Idyll.

Der Mannheimer Musiker Konstantin Gropper, bekannt durch sein Projekt Get Well Soon, hat einen spannungsreichen Indie-Pop-Soundtrack beigesteuert, der in gut gesetzten Momenten viel Atmosphäre beiträgt – genau wie „Maria durch ein Dornwald ging“.