Alle zwei Jahre wird der Manfred-Rommel-Preis vergeben. Das Deutsch-Türkische-Forum Stuttgart widmete ihn diesmal Menschen aus der Region, die sich bei der Hilfe für die Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien hervorgetan haben.

Stadtleben/Stadtkultur: Jan Sellner (jse)

Einen Abend lang kehrte ein aus den Schlagzeilen gefallenes Thema ins Licht der Öffentlichkeit zurück: die Rede ist von den verheerenden Erdbeben, die am 6. Februar und in den Folgetagen, den Südosten der Türkei und den Norden Syriens erschütterten und mehr als 50 000 Menschen das Leben gekostet haben.

 

Mit der Vergabe des mit jeweils 1000 Euro dotierten Manfred-Rommel-Preises an Erdbebenhelfer aus Stuttgart und Umgebung erinnerte das Deutsch-Türkische Forum Stuttgart an die noch lange nicht bewältigte Naturkatastrophe. Auszeichnet wurden Privatpersonen, Organisationen und Unternehmen, die sich in besonderer Weise in der Nothilfe engagierten und ihr Engagement überwiegend bis heute aufrecht erhalten.

Alt-OB Schuster: Die Preisträger stehen beispielhaft auch für andere, die geholfen haben

Die Wahl des Kuratoriums fiel auf Neşe Noyan, Ali Gülbahar und Gökhan Arslan sowie auf die Stuttgarter Hilfsorganisation Stelp, den Sindelfinger Verein Helfen statt Hamstern, das DeathCare Embalming-Team Germany und die Arga Handels GmbH. „Die Preisträger stehen beispielhaft für die große Hilfsbereitschaft der deutsch-türkischen Zivilgesellschaft in Stuttgart und der Region“, sagte Alt-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster, der auch Vorsitzende des Kuratoriums des Deutsch-Türkischen Forums ist. Auch Sozialbürgermeisterin Alexandra Sußmann unterstrich, dass die Preisträger stellvertretend für viele andere stünden, die Hilfe geleistet hätten. Auch die Stadtverwaltung habe sich eingesetzt und beispielsweise psychologische Beratungsangebote gemach. Ihr Resümee: „Wir sind eine tolle Stadt mit einer starken Stadtgesellschaft.“

Eindrucksvoll ist, was die Ausgezeichneten angeschoben und geleistet haben: Die Stuttgarterin Neşe Noyan, die als Projektmanagerin bei einem Wohlfahrtsverband arbeitet, startete eine Hilfsaktion speziell für Kinder. Ali Gülbahar, Lehrer im Ruhestand und lange beim Staatlichen Schulamt Stuttgart beschäftigt, erlebte die Katastrophe vor Ort mit und organisierte in der Folge Unterkünfte und Verpflegung. Von Stuttgart aus vermittelte er später Kontakte zu offiziellen Stellen in der Türkei. Der viermalige Kickbox-Weltmeister Gökhan Arslan aus Nürtingen nutzte seine Prominenz, um Spenden zu sammeln. Mit dem Geld kaufte er in der Türkei Hilfsgüter und verteilte sie im Erdbebengebiet.

Ein Verein der Bestatter half bei der Bergung und Identifizierung der Toten

In Windeseile war auch die Stuttgarter Hilfsorganisation Stelp zur Stelle. Gründer Serkan Eren reiste bereits einen Tag nach dem großen Beben in die Türkei und beschaffte Decken, Wasser, Babynahrung und Zelte für die Menschen in der Krisenregion. Der Verein Helfen statt Hamstern sammelte Sachspenden und brachte diese mit Unterstützung von Daimler Truck ins Erdbebengebiet. Tatkräftig auch das Engagement des Unternehmers Mustafa Arga, Chef der Arga Handels GmbH mit Sitz in Markgröningen. Kurzerhand stellte er seine gesamte Speditionsflotte von 43 Fahrzeugen für Hilfstransporte zur Verfügung.

Bisher wenig bekannt ist das Engagement des Vereins DeathCare Embalming-Team Germany, in dem sich hauptamtliche Bestatter zusammengeschlossen haben. Sie bemühen sich um eine würdevolle und professionelle Versorgung Verstorbener bei Katastrophen. In der Erdbebenregion halfen Vereinsmitglieder bei der Bergung von Toten und unterstützten die örtlichen Behörden bei der Identifizierung. „Wir konnten 2000 Verstorbenen ihre Namen zurückgeben“, erklärte ein Sprecher bei der Preisverleihung in Stuttgart. Den meisten Beifall des Abends erhielt er für den Satz: „Christen und Moslems – zusammen sind wir eine Familie.“

Manfred-Rommel-Preis

Auszeichnung
Der Manfred-Rommel-Preis wird seit 2009 im Zwei-Jahres-Rhythmus vergeben. Die Auszeichnung erinnert an den 2013 verstorbenen, früheren Stuttgarter Oberbürgermeister. Er erinnert an dessen Verdienste für die kulturelle und gesellschaftliche Integration von Zugewanderten in Stuttgart. Mit dem Preis werden nach den Worten des Deutsch-Türkischen Forums beispielgebende Persönlichkeiten und Initiativen ausgezeichnet, „die das gegenseitige Verständnis, die gute Nachbarschaft und die Zusammenarbeit von Bürgerinnen und Bürgern wesentlich fördern und sich um die kulturelle, wirtschaftliche und staatsbürgerliche Integration von Zuwandererfamilien insbesondere aus der Türkei verdient gemacht haben“. red