Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)


Die Ursache dafür aber bleibt heftig umstritten. Die Bahn macht Konstruktions- und Produktionsfehler und damit die Industrie verantwortlich. Die Hersteller dagegen sehen die Schuld bei Betreibern, die Züge schlecht warten und überbelasten. Durchgesetzt hat sich vorerst die DB. Siemens, Bombardier und Alstom tauschen bis zum Jahr 2013 Tausende Radwellen beim ICE 3 und der Neigezugvariante ICE-T aus - und zwar "alles kostenlos", wie Grube im Ausschuss betonte. Weitere 72.000 Achsen, räumte der Manager ein, müssen bei Güterwaggons ersetzt werden.

Grube wünscht sich zivilrechtliche Verträge mit Lieferanten


Der Konzern hat das beste Druckmittel überhaupt: Aufträge. Für mehr als zehn Milliarden Euro will die DB bis zum Jahr 2014 neue Regionalzüge bestellen. Im Fernverkehr steht gar der größte Auftrag der Bahngeschichte vor der Vergabe. Für fünf Milliarden Euro will der Konzern zunächst 220 neue Züge kaufen, die zwischen 2014 und 2025 die teils betagte ICE- und IC-Flotte ersetzen sollen. Bevorzugter Bieter für den "ICX"-Auftrag ist der bisherige ICE-Lieferant Siemens - aber das muss nichts heißen. Denn Grube macht weiter Druck. Der Milliarden-Auftrag werde erst vergeben, wenn die "Schnittstellen" der Haftung von Herstellern und Bahn neu geregelt seien, stellte der Bahnchef im Verkehrsausschuss klar. Andernfalls gebe es bei Mängeln weiterhin ständigen Zank. Grube wünscht sich neben der gesetzlichen Änderung auch zivilrechtliche Verträge mit den Lieferanten, in denen eine weitergehende Haftung für ihre Züge geregelt ist. Zumindest der Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) unterstützt den Vorstoß.

Auf Nachfrage beteuert der Bahnchef zwar, dass der ICX-Auftrag - auf den die Bahnindustrie schon seit Jahren wartet und der immer wieder verschoben wurde - nun bis Herbst vergeben werden soll. Doch gleichzeitig lässt man die Industrie zappeln und möbelt die bestehende Flotte auf (siehe Infobox). Das Signal an die Industrie ist klar: Die Bahn kann sich mit Neubestellungen auch weiter Zeit lassen, bis die Hersteller die Haftungsbedingungen ihres größten Kunden erfüllen.