Politik trifft Glamour: Angela Merkel hat am Dienstagabend den Deutschen Medienpreis erhalten.

Baden-Baden - Der rote Teppich ist ausgerollt, Dutzende von Kameras klicken, 150 fein gekleidete Gäste aus Politik, Wirtschaft. Gesellschaft und Kultur sonnen sich im Blitzlichtgewitter vor dem Kongresshaus in Baden-Baden – unter ihnen Wolfgang Porsche, Sabine Christiansen und Kai Pflaume. Sie alle sind ihretwegen gekommen: Bundeskanzlerin Angela Merkel, die an diesem Abend mit dem Deutschen Medienpreis geehrt wird. Normalerweise steht die Politikerin im grauen Kostüm im Bundestag. Dass sie den glamourösen Auftritt ebenfalls beherrscht, zeigt die Kanzlerin im eleganten roten Blazer – wenn das Dekolleté auch nicht so tief ist wie bei der Eröffnung der Osloer Oper vor zwei Jahren. Die Medienpreis-Gala ist kein Neuland für Merkel.

Bereits 2005 hielt sie als CDU-Vorsitzende die Laudatio auf die damalige Preisträgerin Hillary Clinton. Und diese revanchiert sich nun: Inzwischen US-Außenministerin, gratuliert Clinton Merkel per Videobotschaft. Diesmal kann Merkel sich zurücklehnen und der russischen Opernsängerin Anna Netrebko lauschen, die die Lobrede auf sie hält. "Ich bewundere dich als Frau und Politikerin", sagt die Sopranistin zu Merkel gewandt. Kultur trifft also auf Politik – verkörpert von zwei starken Frauen, die auf den ersten Blick wenig gemein haben: auf der einen Seite die oft spröde wirkende Politikerin, auf der anderen Seite der schillernde Popstar der Oper. Was die beiden aber verbindet, ist die Liebe zur Oper.

Bundeskanzler beliebte Anwärter für die Auszeichnung


Deshalb singt Netrebko auch die Arie Cäcilie von Richard Strauss zu Ehren Merkels. "Wir haben uns über unsere Kindheit unterhalten", erzählt Netrebko. "Und ich habe erfahren, dass Angela Merkel die russische Kultur und Sprache sehr gut kennt." Die Kanzlerin bedankt sich dann auch in Netrebkos Muttersprache für die lobenden Worte. Merkel betont außerdem, wie wichtig die Presse für eine freiheitliche Gesellschaft sei. "Vielleicht bin ich als Gewinnerin dieses Preises ja in Zukunft auch etwas freundlicher zu den Medien", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Das Marktforschungsunternehmen Media Control vergibt den Deutschen Medienpreis seit 1992 an Personen, die der "Zeitgeschichte einen prägenden Stempel gegeben" haben. Im Jahr 2009 sei dies der Kanzlerin am besten gelungen, urteilte die Jury, die aus Chefredakteuren der reichweitenstärksten Medien des Landes besteht.

"Im Mittelpunkt ihres politischen Denkens und Handelns steht stets der Mensch", heißt es in der Begründung. Die aus der ehemaligen DDR stammende Pfarrerstochter schaffte es in der Männerdomäne Politik bis ins Amt der Staatschefin. Neben der damaligen Senatorin Hillary Clinton ist Angela Merkel erst die zweite aktive Politikerin, die mit dem Medienpreis gewürdigt wird. Bundeskanzler scheinen allgemein beliebte Anwärter auf die Auszeichnung zu sein: Auch Helmut Kohl und Gerhard Schröder durften sich schon mit der bunten Skulptur schmücken.