Der Bundestrainer Joachim Löw ist mit dem USA-Trip zufrieden – trotz der Abschlusspleite gegen den Gastgeber USA.

Washington - Nach dem schwachen Saisonabschluss der zweiten Garde der Nationalmannschaft hieß es am Ende nur noch: ab in den Urlaub. In alle Windrichtungen zerstreuten sich die Fußball-Nationalspieler nach dem 3:4 (0:2) gegen die USA in Washington. Einige traten wenige Stunden nach der Niederlage die Heimreise an, andere blieben in den USA.

 

„Jetzt gehe ich mit ein paar Kumpels in den Urlaub nach Las Vegas“, sagte Max Kruse, nach vielen früheren Besuchen ein Kenner von Nordamerika, der Joachim Löw nicht nur mit seinen feinen fußballerischen Fähigkeiten, sondern auch mit seinen guten Englischkenntnissen verblüfft hatte. Mit seinem ersten Länderspieltor gegen die USA gehörte der Noch-Freiburger zu den wenigen Spielern, die einer WM-Teilnahme näher gekommen waren. „Ich sehe mich auch nicht als einzigen Gewinner der Reise. Wir hatten vier Neue dabei, die ihre Sache sehr gut gemacht haben“, sagte der künftige Gladbacher.

„Das war ein tolles Erlebnis“

Auch Lukas Podolski hat bei seinem ersten Aufenthalt in den USA Geschmack an den Staaten gefunden. „Das war ein tolles Erlebnis“, sagte er. Er hatte seine Frau und seinen kleinen Sohn dabei. Die Tage wären so ein bisschen wie Urlaub gewesen, erzählte er. In die richtigen Ferien fährt er wie immer nach Polen, wo er abwarten wird, ob es mit einem Wechsel vom britischen Club FC Arsenal zu Borussia Dortmund tatsächlich klappt.

Von Fußball wollen die meisten Spieler jetzt erst einmal nichts mehr hören. Löw wird Ende nächster Woche aber nach Brasilien aufbrechen, um dort den Confedcup mit Topteams wie Brasilien, Spanien, Italien, Uruguay und Mexiko zu beobachten und ein WM-Quartier zu suchen.

Für die letzten vier Spiele der WM-Qualifikation im September und Oktober gegen Österreich, die Färöer, Irland und Schweden ergab die USA-Reise keine umfangreichen Aufschlüsse, noch weniger für die WM im kommenden Jahr. Sportlich zeigte der deutsche Kader, den es nie mehr in dieser Zusammensetzung geben wird, zwei verschiedene Gesichter. Nach dem 4:2 gegen Ecuador mit einem zusammengewürfelten, aber im Training gut abgestimmten Team, leistete sich die vermeintlich etwas besser besetzte Mannschaft ein 3:4 gegen die USA. Da 17 Topspieler wegen der Vereinsspiele mit dem FC Bayern, Borussia Dortmund und Real Madrid fehlten, war Löw selbst mit dem chaotischen Schlusspunkt des Spieljahres zufrieden.

Als Ersatz für die Hauptakteure die Richtigen mitgenommen

„Das Fazit der Reise ist extrem positiv. Ich habe das Gefühl, dass ich als Ersatz für die Hauptakteure die Richtigen mitgenommen habe“, sagte Löw. Für den 53-Jährigen war der Trip ein zwölftägiger Sichtungslehrgang unter Realbedingungen. Es ging darum, ein Casting für die vier, maximal fünf freien Plätze im WM-Kader durchzuführen. Die restlichen 18 bis 19 Plätze für Brasilien sind faktisch vergeben.

Die Pleite beim Hundert-Jahr-Jubiläum des US-Fußballverbands fand Löw nicht tragisch. „Wenn ich schon mal verliere, dann gerne gegen Jürgen Klinsmann. Das kann ich verschmerzen“, sagte er. Klinsmann hilft der Sieg dabei, Ruhe in das Umfeld vor drei wichtigen WM-Qualifikationsspielen im Juni zu bringen. Die Kritiker des Trainers, die schon seine Ablösung forderten, dürften verstummen. Euphorisch bedankte sich der ehemalige Bundestrainer, dass der DFB zum Festtag des amerikanischen Fußballs gekommen war: „Ich bin unheimlich dankbar, es war eine Ehre. Das Ergebnis war nicht so wichtig.“

Ganz ähnlich argumentierte Löw. „Bei diesen Tests ist mir das Ergebnis nicht so wichtig. Es geht darum, personell und taktisch etwas auszuprobieren“, sagte der DFB-Chefcoach und war nachsichtig bei der Beurteilung der Spieler. „Auf dieser Reise, die vorher verschrien war, haben wir Deutschland trotz widriger Umstände zweimal gut vertreten“, urteilte der Torwarttrainer Andreas Köpke, obwohl einer seiner Klienten für eine Slapstick-Einlage gesorgt hatte. Marc-André ter Stegen hatte ein dämliches Eigentor zum 0:2 produziert.