Die Diakonie bildet Ehrenamtliche aus, die Menschen in problemtatischen Situationen unterstützen.

Leonberg - Ich bin gelernter Bürokrat“, sagt Hansjürgen Engel. „Deshalb habe ich Verständnis für Menschen, die Probleme mit amtlichen Vordrucken und dergleichen haben.“ Jahrzehntelang hat der heute 76-Jährige in der Finanzverwaltung gearbeitet, davon sogar 37 Jahre als Steuerfahnder.

 

Doch statt den Steuerhinterziehern auf die Schliche zu kommen, hilft er heute Menschen in sozialen und emotionalen Schieflagen. Vor acht Jahren hat er bei der Diakonie Leonberg eine Weiterbildung für Ehrenamtliche besucht. Seitdem begleitet der Eltinger Menschen bei Gängen zu Behörden oder zum Arbeitsamt, hilft ihnen dabei, ihre Angelegenheiten zu regeln. „Ich möchte den Menschen zeigen, dass das kein Hexenwerk ist, sondern auch für Normalbürger machbar“, erzählt er. Deshalb helfe er seinen Schützlingen dabei, die Dinge selbst zu machen. Manchmal ist er auch einfach nur „da“. „Ich habe einmal eine junge Frau zum Job-Center begleitet, damit sie dort auch ordentlich behandelt wird. Ein anderes Mal brauchte eine Frau meinen Beistand, um sich selbst unter Kontrolle zu haben“, erzählt der Pensionär.

Hauptamtlichen schaffen nicht alles alleine

„Unsere Ehrenamtlichen sind offen für alle Situationen“, sagt Susanne Wildt von der Sozialberatung der Diakonie. In dem Haus in der Agnes-Miegel-Straße werden verschiedene Hilfen angeboten, von der Schwangeren- über die Krebsberatung bis hin zu den Themen Ehe und Familie oder einer sozialpsychiatrischen Beratung. Doch die hauptamtlichen Mitarbeiter können nicht jede Anfrage erfüllen. Dann kommen die ehrenamtlichen Helfer zum Einsatz, von denen derzeit noch acht aktiv sind. „Manche davon gehen schon auf die 80 zu und wollen in absehbarer Zeit aufhören“, erklärt Wildt. Deshalb bietet die Diakonie von Januar an eine weitere kostenlose Fortbildung an unter dem Motto: „Ich möchte, dass einer mit mir geht“.

Eine, die mitgeht, ist auch Hiltrud Kistenmacher-Lienert aus Höfingen. Sie besucht Familien mit kleinen Kindern. „Ich habe einmal eine Familie begleitet, die ein behindertes Kind erwartet hat. Da habe ich vor allem die anderen Kinder betreut“, nennt die 66-Jährige ein Beispiel. Aber auch bei Trennungen oder der Abwesenheit eines Partners verschafft sie dem anderen Elternteil mal eine kurze Verschnaufpause. Und den Kindern schöne Erlebnisse. „Ich habe selbst drei Kinder großgezogen, außerdem habe ich zehn Jahre in der Sprachhilfe an Schulen gearbeitet“, erzählt die Höfingerin, die auch im dortigen Arbeitskreis Vielfalt hilft.

Ehrenamtliche „werden nicht erdrückt“

Jeder ehrenamtliche Helfer der Diakonie kann selbst entscheiden, welche Hilfe er anbietet und ob er eine Anfrage annimmt. „Wir gucken auch, dass unsere Ehrenamtlichen nicht ausgenutzt oder erdrückt werden“, sagt Susanne Wildt. Deshalb umfasst die Weiterbildung nicht nur rechtliche Hintergründe und Informationen über die Sozialsysteme, sondern auch praktische Hilfe wie etwa Gesprächsführung. Dazu gibt es einen regelmäßigen Austausch der Helfer untereinander und mit den Mitarbeitern der Diakonie. „Da erfährt man auch, welche Möglichkeiten es noch gibt. Ich habe für einen Fall auch schon einmal die Hilfe von Hansjürgen Engel in Anspruch genommen“, berichtet Peter Plutzer.

Der 70-Jährige hilft den Menschen vor allem dabei, ihre Papiere in Ordnung zu bringen. Etwa einem Krebspatienten, dessen Pass abgelaufen war. „Man lernt Fälle kennen, da merkt man richtig, wie gut es einem wirklich geht“, erklärt der Eltinger. Die Arbeit mache ihm trotzdem Spaß. Dass alle drei Helfer schon im Ruhestand sind, kommt nicht von ungefähr. „Mit einer Vollzeitstelle wird es sehr schwierig, diese Arbeit zu machen“, sagt die Sozialberaterin Susanne Wildt. Hiltrud Kistenmacher-Lienert sieht das etwas anders. „Auch mit zwei Stunden im Monat kann man etwas erreichen“, sagt sie.

Ehrenamt in der Diakonie

Sozialberatung: Die Ehrenamtlichen unterstützen die Berater der Diakonie bei ihrer Arbeit mit Menschen in schwierigen Lebenssituationen.

Weiterbildung: Der kostenlose Kurs beinhaltet sechs Einheiten, die abwechselnd in Leonberg, Herrenberg und Böblingen stattfinden. Themen sind unter anderem das Sozialrecht und Gesprächsführung, aber auch die Arbeit der Berater wird vorgestellt.

Weitere Infos: Ansprechpartner für Leonberg sind Susanne Wildt und Betina Hartig, Telefon 0 71 52 / 3 32 94 00. Weitere Infos gibt es per Mail an info@diakonie-leonberg.de.