Die Diakoniestation im Bezirk will etwas für Demenzkranke tun. Dafür braucht sie allerdings Ehrenamtliche.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Stuttgart-Sillenbuch - Die Kinder und Enkel vergessen sich oft selbst. Sie trauen sich nicht, eine Pause zu machen, des schlechten Gewissens wegen. Sie denken, sie würden den Opa, die Oma, die Mutter oder den Vater im Stich lassen, wenn sie etwas für sich tun. Viele von ihnen kümmern sich tagein, tagaus um den an Demenz erkrankten Angehörigen.

 

Die Mitarbeiter der Diakoniestation Sillenbuch wollen das ändern: mit einer Betreuungsgruppe für Demenzkranke. Für vier Stunden in der Woche würden sie einspringen und mit den Kranken singen, malen, basteln und Gymnastik machen. Dann hätten die Kinder und Enkel etwas Freizeit.

Würden und hätten – damit aus der Idee Wirklichkeit wird, braucht die Diakoniestation Sillenbuch zehn Menschen, die sich ehrenamtlich in dieser Gruppe engagieren wollen. Anders geht es nicht, wie die Pflegedienstleiterin Andrea Langenstein erklärt. Sollte aus der Gruppe nichts werden, würde der Krankenpflegeverein Riedenberg seinen Zuschuss für ein anderes Projekt ausgeben. Der Verein hat der Diakoniestation 15 000 Euro für die Betreuungsgruppe für Demenzkranke angeboten.

Das wichtigste Ziel der Gruppe ist, Angehörigen Zeit zu schenken

Die Helfer wären in jenen Stunden freilich nicht auf sich gestellt. Ein Experte soll die Betreuungsgruppe leiten. Die Ehrenamtlichen wiederum sollen in Fortbildungen auf die nicht gerade einfache Aufgabe vorbereitet werden.

Sobald sich genügend Menschen gemeldet haben, wird entschieden, wo sich die Demenzkranken Woche für Woche treffen. Zur Auswahl stehen die Gemeindehäuser an der Schemppstraße und am Gosheimer Weg. Die Pflegedienstleiterin Andrea Langenstein plant, insgesamt zehn Plätze für Demenzkranke anzubieten. Los gehen soll das Projekt im Januar.

Das wichtigste Ziel der Gruppe ist zwar, Angehörigen Zeit zu schenken. Andrea Langenstein möchte den Söhnen, Töchtern und Enkeln gleichzeitig Anregungen für die Pflege und bei Krisen geben. „Sie können in der Gruppe beobachten, wie die Helfer mit den Demenzkranken umgehen und so neue Umgangs- und Betreuungsformen lernen“, sagt Andrea Langenstein. Die Angehörigen lernen auf diese Weise zudem Gleichgesinnte kennen, Menschen, die mutmaßlich dieselben Fragen und Sorgen umtreiben.

In der Gruppe sollen die Demenzkranken gefördert werden

Mal abgesehen davon sei es gar nicht schlecht, wenn Demenzkranke zwischendurch ihre gewohnte Umgebung verlassen. In der Gruppe sollen sie gefördert werden. So würden „oftmals verloren geglaubte Ressourcen wieder freigesetzt“, sagt Andrea Langenstein. Wenn die Kinder oder Enkel das sehen, verabschieden sie sich vielleicht von ihrem schlechten Gewissen.

Die Diakoniestation sucht für die Betreuungsgruppe etwa zehn Leute, die sich ehrenamtlich engagieren wollen. Sie werden in Fortbildungen auf diese Aufgabe vorbereitet. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich bei Andrea Langenstein melden, Telefon 45 99 92 42 oder a.langenstein@ds-stuttgart.de.